Suicide Squad: Mehr Suicide als Squad?

Eine weitere Comic Verfilmung in die Belanglosigkeit geschickt: Suicide Squad ist zwar ambitioniert, aber schafft es nicht, über Belanglosigkeit hinaus zu kommen.

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Es scheint kein gutes Comic-Jahr für Warner zu werden: BatmanVSuperman (den ich ja ziemlich super finde) wurde böse zerrupft und auch am heiß erwarteten Suicide Squad lassen Kritiker und sonst auch jeder mit einem Internetzugang und Mitteilungsbedürfnis kein gutes Haar. Mich nervt so was ja, aber da ich mich sowieso nie im Vohinein beeinflussen lasse, ging ich unbefleckt und nur mit einem Hauch Zweifel in einen DER Filme, auf den ich mich in diesem Jahr besonders gefreut habe: Suicide Squad. 

Die Prämisse ist einfach: In einer Welt voller unberechenbarer Metahumans und selbst ernannter Superhelden, suchen Regierungen und Geheimdienste eine Absicherung gegen die Dinge, die sie nicht verstehen. Ein Squad an Bösewichten, die sowohl entbehrlich wie gefährlich sind aber trotzdem wie Figuren auf einem Schachbrett agieren – klingt nach der perfekten Lösung für das Problem. Agentin Amanda Waller findet das zumindest und stellt ihr präferiertes Team an Sickos zusammen: Enchantress, Deadshot, Harley Quinn, Diavolo, Killer Croc, Captain Boomerang und Slipknot sollen ihre Püppchen werden. Angeführt wird das Team von Soldat Rick Flag, der dazu nur wenig motiviert ist.

Figuren Hui – Drehbuch pfui

Was mit Assault on Arkham eine der besten Zeichentrick-Adaptionen bekommen hat, muss sich hier leider einem Drehbuch unterwerfen, bei dem wirklich nur das Nötigste getan wurde, um die Figuren in eine Handlung einzubetten. Diese ist zu keinem Zeitpunkt interessant oder logisch, sondern wirkt vielmehr an den Haaren herbeigezogen und Mittel zum Zweck. Das ist wirklich schade, denn eigentlich waren die Voraussetzungen für eine gelungene, poppige, kurzweilige Umsetzung um die bösen Jungs und Mädchen mehr als gut. Die SchauspielerInnen, allen voran Margot Robbie als verrückte Harley Quinn und – obwohl ich ihn eigentlich nicht mag – Will Smith als Deadshot holen tatsächlich das beste aus ihren Rollen heraus. Und das, obwohl Deadshots Figur daraus besteht, jeden zu bedrohen, dass man schon beim dritten Mal nicht mehr glaubt, dass jemals jemand zu schaden kommen wird, seiner Bestrebung, ein Bilderbuchvater für seine kleine Tochter zu sein und Slow-Mow-Aufnahmen, wie er schießt. Herausragend ist auch Viola Davis als Amanda Waller, die so Furcht einflößend, skrupellos und pragmatisch ist, dass sie eigentlich gut selbst in den Squad passen würde. Sie seien mal hervorgehoben, in Wahrheit sind allerdings alle gut besetzt, das Design und die Umsetzung sind jeweils sehr gelungen – auch wenn man sich fragt, warum Killer Croc so einen riiiiiiiiiesen Kopf und dafür winzige Hämpflingsärmchen hat und jede Frau, sobald sie böse wird, ein seriöses Kostüm gegen Hotpants und Hexen-Bikini tauscht. Da fragt man sich, an welcher Stelle es denn schief gelaufen ist. In allererster Linie am übermotivierten Marketing und Cuttern am Trailer-Schneidertisch, die deutlich talentierter waren als die, die das fertige Produkt halbherzig zusammengekleistert haben.

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Auch muss man feststellen, dass vermutlich so viel Energie in Design und Character-Building geflossen ist, dass für alles andere nichts mehr übrig blieb. Die Figuren bekommen etwa zwei bis drei Vorstellungen – meistens wie kleine Musikvideos mit random Pop-Hits ohne Zusammenhang, weil das bei Guardians of the Galaxy so gut funktioniert hat (wo es nur eben nicht zufällig ausgewählt wurde). Die Handlung wirkt, als hätte man recht spät in der Produktion dann gemerkt, dass man den Figuren ja eigentlich auch noch etwas zu tun geben muss. Entsprechend unlogisch ist es, dass innerhalb weniger Stunden aus bitterbösen Fremden eine große happy Family wird, die sich kollektiv gegen einen Feind stellt, mit dem sie erstens nichts zu tun haben und der sie eigentlich auch gar nicht zu interessieren hat, wenn sie doch ihre eigenen Interessen verfolgen könnten. „We’re the bad guys, it’s what we do!“ – but is it? Nein, leider nicht. Der Film schifft unsicher zwischen Tränendrüse und Komik hin und her, ohne eines von beiden konsequent zu transportieren. Was ein One-Liner hätte werden sollen, versäuft im schlechten Schnitt und man wartet gelegentlich auf den obligatorischen Steppenläufer im Hintergrund. Unterlegt wird das Ganze mit einem unsortierten aber reichlichen Best-of aus 20 Jahren Bravo-Hits (Eminem, Skrillex, The White Stripes – alles mit dabei). Aja, sexistisch ist er auch, dass man kotzen möchte, aber damit fange ich gar nicht erst an. Pro-Tipp: Man löst Probleme selten, indem man Frauen auf den Arsch haut.

SUICIDE SQUAD

Reden wir über Jared Leto

Eigentlich habe ich mich gefragt, warum man überhaupt so mit dem Joker hausieren geht, wenn dieser doch gar keine wirkliche Rolle im traditionellen Suicide Squad hat. Dann auch noch die Beschwerden Letos, er hätte so viel gedreht und das fehlt ja alles. Hoffentlich habe ich gedacht, denn er hat da auch nichts zu suchen. Schwachsinn sage ich jetzt: Bitte schmeißts den Rest weg und macht einen Film nur mit Joker und Harley. Ihre Darstellung ist, wie sie eigentlich schon immer war, nämlich auf Gegenseitigkeit basierend. Das jedoch so intensiv und fast schon romantisch, wie es noch nie gezeigt wurde. Das ist gut und wichtig um die Figur der Harley eigenständiger zu machen. Leider wird sie mit einem so kitschigen Drang zur Normalität porträtiert, der all ihren Wahnsinn wie eine Fassade wirken lässt – und damit nicht nur mit der Vorlage, sondern auch mit der Logik bricht.

Jared Leto beschwert sich zurecht! Er ist ein ganz neuer, viel jüngerer Joker, dem man in jeder Bewegung, jedem Satz, jedem Lachen anmerkt, wie tief er in seiner Rolle ist. Jeder Part mit ihm wirkt, als würde man in einen ganz anderen Film herüberschwappen – einen Film, den man viel viel lieber sehen würde, als das Chaos (und das meine ich nicht im positiven Sinne), was einem die restliche Zeit präsentiert wird. Ich hoffe, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass er den Clown mimen wird. Sicher, es ist kein Joker, den man irgendwo schon mal gesehen hat, sondern einer, dem Statussymbole und Prestige wichtig zu sein scheinen und der, wie ein Pascha im Nachtclub herrscht. Ich mag es, wenn Leute sich Material zu eigen machen und auf ganz neue Weise interpretieren. Kann man jetzt sagen „Das ist aber nicht der Joker, der Joker ist so und so….“ – kann man aber auch lassen. Auf mehr Suicide Squad kann ich trotz tollem Design und ambitioniertem Ansatz so gerne verzichten.

Suicide Squad
Regie: David Ayer
Drehbuch:
Cast: Margot Robbie, Will Smith, Viola Davis, Jared Leto
FSK: 12, Laufzeit 123 Min, Start: 18.8.2016

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