Wilde Maus: Gehen Sie weiter es gibt nichts zu sehen.

Josef Hader kann eigentlich machen was er will, er ist meistens super – egal ob als „Aufschneider“, Brenner oder er selbst. Er sudert, er ist schlecht gelaunt und alles is irgendwie a Schaß.  Was kann man daran nicht mögen? Umso größer ist die Vorfreude auf sein Debüt hinter der Kamera gewesen. Bei der VORFreude ist es aber leider auch geblieben. Wilde Maus ist uninspiriert, langweilig und nur in ganz seltenen Momenten das, was mach sich von einem Film auf dem „Hader“ steht, erwartet.

In „Wilde Maus“ besetzt sich Hader selbst als sudernden Filmkritiker Georg. Seine Verrisse zu klassischen Konzerten werden zwar gern gelesen, aber leider ist er deutlich teurer als der Nachwuchs und deshalb wird er kurzum gefeuert. Von einem Deutschen, na servus. Seiner Frau Johanna (Pia Hierzegger), die unbedingt ein Kind will, erzählt er vorsichtshalber erstmal nix und verbringt seine Zeit anstatt in der Redaktion, im Prater. Dort trifft er Erich (Georg Friedrich) und beginnt, mit ihm ein Fahrgeschäft zu restaurieren (100 Punkte, wer errät, welches). Gleichzeitig sinnt Georg auf Rache an seinem ehemaligen Chef (Jörg Hartmann).

Also grundsätzlich hat man mal ganz viele Sachen richtig gemacht. Die Besetzung ist sympathisch und treffend – besonders im Falle von Georg Friedrich. Jeder macht genau, was von ihm oder ihr erwartet wird und was das Publikum von ihnen gewohnt ist: liebenswerte Figuren, die man so irgendwie kennt, oder sich zumindest gut vorstellen kann, dass sie so ähnlich existieren könnten. Daran gibt es absolut nichts auszusetzen, es braucht nicht immer eine Oscarperformance. Mit Hierzegger, Friedrich, Hartmann und Denis Moschitto hat Hader eine sehr harmonische Truppe um sich geschart.

Gerade zu Beginn des Films hält der Hader dann erst einmal, was er verspricht: Viele schlaue Sprüche, noch viel mehr genervt sein, schlurfen und schimpfen. Das ist unterhaltsam, kennt man aber. Es sei denn, man ist dieser eine Mensch, der „Hader spielt Hader“ noch nicht gesehen hat. Kombiniert mit einer guten Portion visuellem Humor und Situationskomik, sowie wirklich gelungenem Sounddesign und Soundtrack, wirkt das Setup rund und bietet einen guten Boden für eine nette, bodenständige Geschichte. Daran scheitert es aber leider.

Mit der Mitte des Films haben wir dann verstanden, worum es Hader geht. Und wer schon mal einen (österreichischen oder deutschen) Film gesehen hat, kann sich jeden „Twist“ bereits ausmalen und wartet nur noch auf die Ausführung. Damit der Film aber auf seine 102 Minuten kommt, passiert über eine halbe Stunde lang gar nichts. Der Film stagniert vor sich hin, wiederholt sich permanent, verliert sowohl Charme als auch Humor und dreht sich inhaltlich um die eigen Achse. Hader lügt die Frau an, Hader ist schlecht drauf, Hader ist im Prater, Hader ärgert den Chef, Hader versucht eine Waffe zu kaufen. Irgendwann wird es unerträglich langweilig, weil man sowieso schon weiß, wie das Ganze ausgehen wird und man hofft, dass gleich jemand stirbt, damit der Film noch gerettet werden kann. Tatsächlich passiert aber… nichts. Es gibt noch einige kleinere nette Momente, bei denen herzlich gelacht werden darf und dann ist es auch schon aus und es bleibt ein ganz unbefriedigendes Gefühl zurück. Da baut sich so viel auf und gelöst wird schlussendlich gar nichts. Es werden keine Konflikte gelöst, sondern der Film hört einfach so auf. Wie jemand, der unendlich stolpert und sich weder fangen kann, noch hinfällt.

Nun kann es durchaus sein, dass dieses „Nichts“, das da passiert, schon so gewollt ist, denn es spiegelt ja auch irgendwie die innere Unruh von Georg wieder, der arbeitslos ist und nichts mit sich anzufangen weiß. Aber das trägt leider keinen ganzen Film, dafür hätte man mindestens eine halbe Stunde Landschaftsfilmerei und starrenden Hader herauskürzen müssen. Das ist aber kein allzu überraschender Ausgang. Haders erster Film ist eine One-Man-Show: Drehbuch, Regie, Hauptdarsteller. Das geht ganz ganz selten gut, weil das drei essenzielle Jobs sind, die nicht mit der gleichen Energie und Qualität ausgeführt werden können, wenn sie in einer Person vereint sind und es werden zwangsläufig Kompromisse gemacht. Zudem kommt, trotz aller Beratung, der kreative Part aus nur einem Hirn und das hilft häufig nicht unbedingt. In diesem Fall hat es leider nicht geholfen. Das ist sehr schade, denn ich kann mir gut vorstellen, dass Hader nicht nur als Schauspieler super sein kann (wie wir schon wissen), sondern sicherlich auch Drehbuch und Regie gut könnte. Nur eben nicht alles auf einmal, zumindest nicht im Falle von „Wilde Maus“.

Wilde Maus
R: Josef Hader
D: Josef Hader
Cast: Josef Hader, Pia Hierzegger, Jörg Hartmann, Georg Friedrich, Denis Moschitto
102 Minuten, Österreichstart: 17.02.17

 

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