The Lobster – All you need is Love

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Die skurrile Liebessatire The Lobster spielt es nur noch kurze Zeit im Filmcasino in Wien, dem einzigen Kino im deutschsprachigen Raum, wo der Film gezeigt wird. Warum es wert ist, sich den anzuschauen, verrät das Review…

Liebe ist…

In einer Welt, in der der Beziehungsstatus das Um und Auf ist, versucht der frisch geschiedene, kurzsichtige David (Colin Farrell), in einem abgeriegelten Hotel binnen anderthalb Monate eine neue Liebe zu finden. Sonst droht ihm die Transformation in ein Wunschtier, in seinem Fall in den titelgebenden Hummer. Da kompatible Partner schwer zu finden sind (u.a. weil die Regeln des Etablissemant bzw der Welt sehr streng sind), und Lügen keine Grundlage für eine funktionierende Beziehung sein können, reißt er schließlich aus, und zieht sich in den Wald zurück. Dort schließt er sich einer Gruppe von „überzeugten Singles“, dem anderen Extrem dieser Gesellschaft, an. Und gerade dort, wo das Verlieben verboten ist, trifft ihn schließlich Amors Pfeil (in Form von Rachel Weisz).

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Liebe macht blind!

The Lobster von Yorgos Lanthimos ist sicher als Satire auf den Beziehungswahn unserer heutigen Gesellschaft zu verstehen. Der Wahn, unbedingt einen Partner haben zu müssen, sowie auch die Arbeitsweise von Online-Dating-Plattformen, mittels Algorithmen über Gemeinsamkeiten potentiell passende KandidatInnen auszuwählen, wurden vom Film perfekt eingefangen. Und es sind mehr als nur ein paar Anleihen von Kafkas Die Verwandlung zu finden.
Das Hotel als Ort der Begegnung ist der Schauplatz der ersten Hälfte des Filmes. Über die abstrusen Regeln des Etablissements lernen wir die Welt kennen. Einsamkeit ist über allem anderen verpönt, und mit allen Mitteln wird propagiert, dass der Mensch nur zu zweit funktioniert. Die Groteske der Geschichte driftet hierbei sehr oft ins Absurde ab, und sorgt für vielerlei humorvolle Szenen, wo man lauthals lachen kann. Zur selben Zeit aber zeigen die Szenen, in denen die strenge Doctrine dieser Gesellschaft bekräftigt werden, dass der Film im Grunde eher ein (subversiver) Horrorfilm a la Invasion der Körperfresser sein müsste. Jeder Mensch hat dieses Schicksal akzeptiert, und andere Sichtweisen werden nicht toleriert. Darum ist es auch normal, „die Anderen“ zu jagen und zu töten. Und sollte es doch stressig werden in der Beziehung, keine Sorge, man kann ja immer noch ein Kind zugeteilt bekommen.
Man würde annehmen, dass ein alternativer Lebensstil dem der Hotelleute vorzuziehen wäre. Doch auch die Gruppe von Einzelgängern, welche aus der Zivilgesellschaft ausgeschlossen sind und ihr Leben im Wald fristen, sind nicht gerade besser. Während persönliches Eigentum und Selbstbefriedigung erlaubt sind, so darf man all das unter keinen Umständen mit jemand anderem teilen, sondern muss für sein eigenes Grab selbst und allein verantwortlich sein. Es ist eine bittere Angelegenheit, dass der Liebe in dieser Welt keine Freiheit gelassen wird.
Es gäbe wirklich viel über den Film zu philosophieren und auch zu interpretieren, und nebenbei lacht man auch jede Menge. Und nicht zu vergessen, dass der Film neben all dem Drama, all dem Humor, und auch dem subtilen Horror eine wirklich schöne Liebesgeschichte ist.
Ein paar Worte noch zum Schauspiel. Ich finde es ist sehr gut „gespielt“, auch wenn jeder der Darsteller „underacting“ betreibt, was so viel heißt, dass sie so spielen, als wären sie gerade von von einer Schauspielschule abgelehnt worden. Nichtsdestotrotz unterstützt es die Darstellung dieser Welt, in welcher wahre Liebe und Emotionen nichts verloren haben. Und ja, Colin Farrell, noch immer beleibt vom Set von True Detective – Season 2, ist fast nicht wiederzuerkennen, hat aber auch schon vor Jahren bewiesen, dass er ein Schauspieltalent ist.

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Fazit: So Happy Together

The Lobster ist ein kafkaesker Film, der den schmalen Grad zwischen Horror und Komödie bewandert. Irrsinnig lustig und schockierend zugleich, ist er ein Hybridfilm, der zeitgenössische Paarfindungen und den Beziehungswahn überspitzt zur Extreme treibt, und dabei stets der Frage treu bleibt, was es bedeutet zu lieben.
Unbedingt ansehen, solange es noch möglich ist.

 

The Lobster

R: Yorgos Lanthimos
Ire 2015/16
Element Pictures, Scarlet Films
D: Colin Farrell, Rachel Weisz, Lea Sedoux, Ben Wishaw, John C. Riley, Olivia Colman
L: 118 min, FSK 16

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