Was hat uns bloß so ruiniert? – Ein Kindersegen?

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Nach Die Vaterlosen und Gruber geht meldet sich Erfolgsregisseurin Marie Kreutzer mit ihrem neuen Film Was hat uns bloß so ruiniert? zurück. Der Film behandelt die Kindererziehung dreier Wiener Bobo-Pärchen und thematisiert dabei Dinge, die ansonsten eher unausgesprochen werden.

Aus Spaß wurde Ernst, Ernst ist heute 4 Jahre alt

Kaum haben Stella (Vicky Krieps) und Markus (Marcel Mohab) verkündet, dass sie Nachwuchs erwarteten, da läuten die Babyglocken auch bei ihren Freunden. Wobei Ines (Pia Hierzeger) eigentlich keinen Nachwuchs mit ihrer Bettgeschichte Chris (Manuel Rubey) haben möchte, und Mignon (Pheline Roggan) unbedingt nachziehen will. Auch wenn ihr Partner Luis (Andreas Kiendl) selber sagt, dass er sich noch nicht bereit für Kinder fühle, und ihre antiautoritäre Erziehung auf wenig Gegenliebe stößt. Da gibt es schonmal unterschiedliche Ausgangslagen. Mittendrin stecken Stella und Markus und die zentrale Frage, in welche Richtung ihre Beziehung gehen soll. Und als die Kinder endlich da sind, beginnen die Probleme erst richtig. Denn Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr.

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Moderne Sozialstrukturen im Test

Marie Kreutzer hat wieder eine eigene Idee als Filmstoff hergenommen, und zeichnet nicht bloß ein Generationsporträt von reichen Hipstern (= Bobos), sondern stellt in dem Film auch die Fragen, die selten ausgesprochen werden: Kann ein Kind wirklich zwei Menschen zusammenbringen bzw –halten? Wie sieht es mit postnataler Depression und Rabenmüttern aus? Wie soll mein Kind am besten großgezogen werden? Jeder ihrer Protagonisten ist verkorkst und viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, um wirklich gute Elternteile zu sein. Die Kinder werden zu Spielbällen der stets sich ändernden Sozialstrukturen des Freundeskreises. Die Auswirkungen unterschiedlicher Erziehungsmethoden kommen dabei nicht zu kurz.

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Existenzängste in Bild und Ton

Kreutzer wird in ihrem Generationenportrait unterstützt von Kamerafrau Leena Koppe und Cutterin Ulrike Kofler. Zusätzlich zu den eindrucksvollen Bildern, die die Narrative erstaunlich gut komplementieren (ich würde wetten, wäre der Film ein Stummfilm, könnte man der Geschichte problemlos folgen), gibt es inner-diegetische Interviewszenen, wenn die Figuren in dem 16mm filmischen Essay von Stella mitwirken, und über ihr Familienleben reden sollen. Hierbei zeigt sich auch, dass der Film wesentlich mehr (unterschwellige) Thematik als die Kindererziehung hat:  Der Film beschäftigt sich sehr mit modernen Beziehungen, und könnte beinahe von Altmeister Woody Allen stammen.
Zusätzlich dazu sind es Existenzängste, vor allem junger Filmemacher und –studenten, die zunehmend in den Vordergrund treten. Die Erfolgschancen eines Filmakademieabsolventen werden in Frage gestellt, und man kann schon fast annehmen, dass Kreutzer hier aus Erfahrungen ihrer Studienkollegen schöpft.

Fazit: “The Kids are alright… but we’re a total mess”

Was hat uns bloß so ruiniert? ist ein fantastischer Film, der den Spagat zwischen Komik und Tragik sehr gut hinbekommt. Das Drehbuch zeichnet wunderbare Figuren, die durch den tollen Cast lebensecht verkörpert werden. Selbst gewisse Themen, die nie behandelt werden, können in dem Film herausgelesen werden. Und auch bestimme Bereiche der Elternschaft-Thematik, die eher stiefmütterlich behandelt werden, werden aufgegriffen.

Was hat uns bloß so ruiniert

Novotny & Novotny, Thimfilm
R & B: Marie Kreutzer
D: Vicky Krieps, Manuel Rubey, Pia Hierzeger, Pheline Roggan, Andreas Kiendl, Marcel Mohab
L: 100 min.
ET: 23. 9. 2016

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