Ich habe vor ein paar Monaten den ersten Trailer zu Zoomania im Kino gesehen und war so: „Ja, eh ganz lieb, kann man sich schon anschauen gehen“. Im ersten Trailer wurde uns Menschen einfach erklärt, dass Tiere in „Zootropolis“ Jobs hätten, auf zwei Beinen liefen und angezogen wären. Nichts, was vollkommen neu wäre. Doch dann kam der Trailer mit dem Faultier – und ich wusste: da MUSS ich hin! Eine Rezension mit schlechten Redewendungen über einen Kinderfilm – für Erwachsene.
Auf den ersten Blick, ganz klar: Es ist einer dieser Kinderfilme, bei dem sicher auch Erwachsene/Eltern/Menschen-über-12 über ein paar Witze kichern können würden. Es beginnt mit der prima Message für die Kleinen: „Du kannst alles sein, was du willst – ganz egal, wie klein du bist!“, super! Dass das kleine Hasenmädchen, Protagonistin Judy Hopps, ihr Heimatkaff verlässt, um in die große Stadt zu ziehen, können die Erwachsenen von uns nachvollziehen. Aber sie will in dieser großen, bunten Stadt Zoomania vor allem eines – Polizistin sein und die Welt vor Ganoven, wie diebischen Wieseln, beschützen. Leicht hat sie’s nicht – neben ihr sitzen Löwen, Eisbären und so manch anderes großes Getier, und sie verdient ihre Möhren vorerst durch’s Politesse-sein.
Wie es das Storytelling aber eben so will, trifft sie schnell auf „Frien/emy“ Nick Wilde, der Fuchs in dem feschen grünen Hemd (der mich vielleicht auch deswegen ein bisschen an Robin Hood von damals erinnert? Schmacht!). Nach Zankereien tun sich die beiden schließlich doch zusammen, werden freundlich miteinander, und versuchen gemeinsam heraus zu finden, warum manche Tiere verschwinden und sich wieder ihren brutalen Urinstinkten zuwenden, und ihr antromorphes Leben vollkommen vergessen.
Du Fuchs, du! (Mit Spoilern)
Ganz klar, ich war von Anfang an zuversichtlich, was den Film anging – aber dass ich laut lachend, und ausschließlich mit Erwachsenen im Kinosaal sitzen würde, hatte ich mir nicht erwartet.
Wo soll ich denn nur anfangen? Ganz klar, bei der Faultier-Szene. Wer schon mal Bürokratiewahnsinn hinter sich bringen musste, und/oder schon mal einen Fuß in ein Magistrat Nummer XY gesetzt hat, wird diese Szene lieben, weil sie eben so unfassbar nachvollziehbar ist (sorry, not sorry). Dass man etwas schnell erledigen muss, aber dann doch den ganzen Nachmittag bei den Büro-Sesslern verbringt, kann eben durchaus vorkommen – sowohl in der Menschen-, als auch in der Tierwelt. Dann wird Flash, ja genau – Flash!!!, auch noch in seiner uuuunglaublich langsamen Arbeit gestört, und lacht über einen Witz. Das dauert. Ewig. Eeewig.
Daneben gibt es dann auch die Hippie-Nudisten-Tiere, die sich weigern in ihrem Joga-Kurs überhaupt noch Kleidung anzuziehen, oder Kanickelfamilien mit 1000 Kindern. Und Donut-essende Geparden-Cops, die ihre Zeit eher mit „fangirling“ verbringen, als mit echter Arbeit. Wir haben gelacht wie Hyänen, und kein Adlerauge blieb trocken.
Aber hin und wieder gibt es unglaublich ruhige Szenen. Nachdem Nick und Judy einer wildgewordenen Großkatze gerade noch so entkommen, erklärt Nick, wie schwer seine Kindheit als Mini-Fuchs war. Wichtige Background-Story, die uns ZuschauerInnen klar machen soll, warum Nick eben so ist, wie er ist. Aber – es ist genau diese Szene, in der ich mich erinnern muss, dass ich eigentlich gerade in einem Kinderfilm sitze, in dem plüschige Fellnasen einen Fall von verschwundenen Tieren lösen. Dieser Tier-Animationsfilm wirkt wie ein ganz klassischer Menschen-Cop-Film. Guter Cop mit guten Intentionen kommt in die böse Welt, scheitert zuerst, rafft sich dann doch auf, und bringt die halb-bösen-halb-guten Figuren nun doch auf die gute Seite, und tadaa, am Ende wird alles irgendwie gut. Irgendwie deswegen, denn am Ende sagt Judy so passend „Life is messy“, und wir können nur kopfnickend zustimmen. Es gibt Helden und Bösewichte, Verfolgungsjagden, Spurensuche, genügend Platz für Vorgeschichten, um auch die vermeintlich fiesen Charaktere plötzlich nachvollziehbar zu machen, und – viel viel Platz für Gags. Anspielungen auf den Paten (herrlich! „Daddy! What did we say? No icing anyone at my wedding!“), Breaking Bad-Referenzen mit Ziegen in einem Labor, inklusive gelbe Schutzanzüge, und schlecht gefälschte Disney-DVDs, die von Wieseln auf der Straße verkauft werden.
Multikulti geht eben doch
Wer damals in der Schule Die Konferenz der Tiere gelesen hat weiß, dass man die Politik der Menschen wunderbar aus uns Zweibeiner umlegen kann, aber es ist eben doch ein bisschen anders in Zoomania. Der Zeitpunkt des Films wurde sicherlich gut gewählt – die Politik rund um die Präsidentschaftswahl in den USA unterstreicht die tierische Politik sehr gut. Dass große und kleine Tiere friedlich miteinander leben, soll unseren Kleinen einfach zeigen, dass Multikulti eben doch geht, und dass wir nur voneinander lernen können. Manchmal stellen die Medien die Raubtiere, die in der Unterzahl sind, als das ultimative Böse dar, und Panik wird verbreitet. In Newsroom-Sequenzen sehen wir auf der Leinwand eine Version dessen, was wir uns sonst tagtäglich im realen Fernsehen anschauen können – da wird viel Angst gemacht, vor Vorkommnissen, die so eigentlich nie passiert sind. Und nicht zuletzt kommt das wirkliche Böse am Ende eigentlich aus der Politik. Wir wissen – wir dürfen uns nicht steuern lassen und Fakten einfach blind annehmen, am Ende sind wir alle ein bunt gemischter Haufen und profitieren von den unterschiedlichen Zebrastreifen und Gepardenmustern, die wir alle hinein bringen.
Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen – und Geparde Donuts lieben
Zoomania kriegt von mir, ganz klar, zwei Pfoten nach oben. Wer sich gerne in Animationsfilme setzt, und gerne auch einfach mal über Albernheiten lacht, wird diesen Film sicher zu schätzen wissen. Ich frage mich zwar nach wie vor, ob der Film von ganz jungen Kindern überhaupt verstanden wird, aber darum geht es vielleicht auch gar nicht. Für die Kinder im Kinosaal geht es um die lieben, coolen, frechen Tiere, die lernen, dass sie durch harte Arbeit auch ein schweres Ziel erreichen können. Und für uns Erwachsene geht auch darum, aber eben auch um die Gags, die vielen lieben Details und die echt wunderbaren Referenzen. Und vielleicht auch darum, dass Shakira auch als Gazelle nervig ist.
Zoomania (Originaltitel: Zootopia)
Regie: Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush
Drehbuch: Jared Bush, Phil Johnston
Original Stimmen: Jason Bateman, Ginnifer Goodwin, Idris Elba, J.K. Simmons
FSK 0; Laufzeit: 108 Minuten; seit Anfang März in den österreichischen und deutschen Kinos