Xcom 2 – Super Strategie trotz Sucht und Sorgen

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Diese verdammten Aliens. Selten sind sie nett und freundlich und wollen nur nach Hause telefonieren. Meist kommen sie mit Pomp und Trara und machen irgendwas – zum Beispiel die Erde und oder die Menschheit – kaputt.

Unter anderem geschah das im Sommerblockbuster Independence Day 2, wobei ich Franzis Euphorie diesbezüglich nicht teile. Wenn sie in Filmen auf die Erde kommen, sind diese Filme meist schlecht. In Videospielen hingegen sind sie gern gesehene Feinde von uns Weltrettenden!

Xcom ist eines dieser Spiele, in denen sich die Menschheit mit einer außerirdischen Besatzungsmacht anlegen muss. Leider haben die Menschen den Kampf mehr oder weniger verloren und teilen sich nun in Xcom 2 den Planeten scheinbar synergetisch mit den Advent, deren Truppen die ganze Erde kontrollieren.

Die wohl gemeinste Mission in der Story. #unpleasantsurprise
Was ist das nur für 1 Mission? #unpleasantsurprise coming up

Die ganze Erde? Nein! Eine kleine Gruppe von Rebellen hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten und wir schlüpfen als Spielerinnen und Spieler zufälligerweise in die Rolle des anführenden Commanders, der den letzten Widerstand leitet und die einzige Hoffnung für die Menschheit ist. Xcom 2 ist – wie der Vorgänger – ein Rundenstrategiespiel, wenn wir nicht gerade unsere Basis – das gekaperte Raumschiff Avenger – ausbauen, neue Truppen ausbilden, und unsere Ressourcen managen. Der Basisausbau erinnert an moderne Browsergames und ist dementsprechend mit Wartezeiten verbunden, die an die Ingame-Zeit geknüpft sind. Wie auch in Browsergames macht der simple Basisbau aber durchaus Laune und fügt sich schön in das Universum des Spiels ein.

Da man die bösen Advent aber nicht nur mit einer hübschen Raumschiffkapitänskajütenausstattung schlagen kann, müssen auch Soldatinnen und Soldaten ins Feld geführt werden. Diese kaufen wir entweder im Hauptquartier oder wir bilden sie selbst deutlich kosteneffizienter vom Rookie zur ultimativen Alien-Killermaschine aus. Letztere Herangehensweise ist deutlich spannender und wir bauen richtige Bindungen zu unserer Truppe auf, was der Atmosphäre und Spannung von Xcom 2 enorm gut und uns schlecht tut, denn wenn einer unserer Lieblinge ins Gras beißt, wars das für ihn oder sie. Auch wenn sie im Einsatz verletzt werden, müssen wir eine Weile auf sie verzichten, denn das Erholen dauert so seine Zeit.

R.I.P. Soto!
R.I.P. Soto! Die Mission ging ungünstig aus

Auf der Brücke der Avenger können wir Missionen auswählen. Diese sind eingeteilt in Story-Missionen, die freigeschaltet werden, wenn man diverse Aufgaben erfüllt, es gibt Alien-Fabriken, die unbedingt vernichtet werden müssen und es gibt Ereignisse, die unser dringendes Eingreifen erfordern. Als Belohnung gibt es nicht nur neues Wissenschaftspersonal, Ressourcen oder Verstärkung für unsere Bodentruppen, wir müssen oft auch negative Konsequenzen hinnehmen. Beispielsweise gibt es drei dringende Missionen, von denen wir lediglich eine durchführen können. Alle drei haben negative Konsequenzen, eine können wir verhindern. Die Qual der Wahl stellt uns vor die Option: Im nächsten Monat bekommen die Advent in jeder Mission Verstärkung oder sie sind aufmerksamer oder sie schießen mit giftiger Munition. Was wollen wir verhindern? Mit welchen Auswirkungen können wir am besten umgehen?

Haben wir auf der Brücke unseres Raumschiffs eine nette Mission gefunden, wählen wir unser Team aus. Zu Beginn sind wir mit vier Reckinnen und Recken im Feld, später mit bis zu sechs. Wir entscheiden uns für ihre Bewaffnung, ihre Zusatzgegenstände und müssen ein möglichst vielseitig einsetzbares Team nach unseren Wünschen wählen. Wer besonders lustig ist – so wie ich – kann die Figuren und ihre Ausrüstung außerdem noch optisch umgestalten. Wer kann schon widerstehen, wenn auf dem Plasma-Scharfschützengewehr pinke Herzchen sind?

<3 <3 <3 It’s all about style!

Nach langer Ladezeit stürzen wir uns ins rundenbasierte Gefecht. Jede Einheit darf zwei Aktionen durchführen. Wir können uns beispielsweise zweimal bewegen oder wir bewegen uns einmal und schießen auf ein Ziel oder wir laden nach und gehen in Bereitschaft – die simple Spielmechanik wird durch die zahlreichen praktischen Fähigkeiten unserer Jungs und Mädls sehr komplex und spannend und schnell sind wir im Bann des Spiels, denn eine Runde geht immer noch! So geht man dann am Samstagabend auch nicht fort sondern zockt gemütlich bis … halb sieben in der Früh, obwohl man eigentlich um halb zwölf schlafen gehen wollte. Ja, ich habe selten ein Spiel gespielt, das so süchtig macht und das trotz nicht zu leugnender Schwächen.

Während die Spielmechanik per se wunderbar funktioniert und ausgefinkelt ist, ärgern wir uns dennoch des Öfteren, wenn drei unserer Leute mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von über 80% daneben schießen. Wir fühlen uns in dem bestätigt, was wir immer schon vermutet haben: Wahrscheinlichkeitsrechnung ist komplett für die Katz. Dennoch gewöhnen wir uns daran und lernen mit den Makeln unserer Figuren zu leben. Auch der fordernde Schwierigkeitsgrad ist eine Lektion, mit der wir umzugehen lernen. Tatsächlich wird das Spiel meines Erachtens mit zunehmender Dauer einfacher, wenn auch fordernder. Verlieren wir zu Beginn noch häufiger Soldatinnen und Soldaten, durchschauen wir die Spielmechanik einfach immer besser. Wir wissen irgendwann, wann wir welche Risiken eingehen können, wir planen ein, dass unsere Truppe auch mal daneben schießt und wir kombinieren die verschiedenen Fertigkeiten der Mädls und Jungs. Bei mir starben nach den ersten paar Missionen kaum noch Leute, obwohl sich das Spiel wirklich große Mühe gibt, immer fiesere Gegner in immer größerer Anzahl gegen uns einzusetzen. Eine kleine Lektion, die ich gelernt habe: Was ist schwieriger zu bekämpfen als ein Gatekeeper oder Avatar? Jeweils drei davon.

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Ein Scharfschütze könnte am Dach, das übrigens zerstörbar ist, Sinn machen.

Was das Xcom 2-Leben auf der Playstation 4 aber gegen Ende hin ziemlich unerträglich macht, ist die Performance und die verkackte Portierung. Vor allem mit zunehmender Spieldauer werden die Ladezeiten unerträglich. Böse Zungen (ich!) behaupten, dass man in solchen Ladepausen schon mal ein Kind zeugen und großziehen kann und wenn es dann auf der Uni ist, sollte das Spiel fertig geladen haben. Ernsthaft: über 6 Minuten Ladezeit – ich habe gestoppt – sind ein schlechter Witz. Der Laptop mit 9gag wurde mein ständiger Begleiter, um die Ladepausen zu kompensieren. Mit zunehmenden Missionen wurde es auch immer ruckeliger. Das ist prinzipiell nicht so dramatisch, ist das Spiel doch rundenbasiert. Wenn man aber den Zug der Gegner nicht sieht, weil das Spiel in dem Moment kurz hängt, wird es schon mal ärgerlich. Glücklicherweise bin ich so ein genialer Commander, dass ich den Aliens trotzdem immer noch eins vor den Latz knallen konnte. Genialer Commander? Ich habe das Spiel auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad durchgespielt, wo es angenehm fordernd war, aber niemals frustig wurde.

Als PlayStation-Spielerin und Spieler kommt man nicht gerade in den Genuss vieler Strategieperlen. Xcom 2 gehört trotz Performance-Schwächen aber auf jeden Fall dazu. Selten hat mich ein Spiel so gefesselt. Xcom 2, don’t try it, not even once, jedenfalls nicht, wenn dir etwas an deinen Schlafenszeiten liegt. Die Steuerung klappt auf dem Gamepad wunderbar, die Spielmechanik ist gleichzeitig simpel und erlaubt dennoch eine taktische Tiefe und selbst die Story ist halbwegs spannend. Xcom 2 hat mich gefesselt, es hat mich nicht mehr losgelassen, bis auch der letzte Endgegner (oder soll ich sagen: drei?) von dieser Welt geputzt wurde. Das Ende deutet an, dass das Spiel am Grunde des Ozeans fortgesetzt wird. Das würde übrigens zur Xcom-Reihe passen, denn das Original bekam im Jahr 1995 mit Terrors from the Deep eine Unterwasserfortsetzung. Ich hoffe inständig, dass dieser DLC oder die Fortsetzung ebenfalls ihren Weg auf die weitgehend strategiespielfreie PlayStation findet, ich brauche dringend mehr von Xcom 2! Idealerweise haut dann vielleicht sogar die Performance hin. Wäre ich nämlich ein Fan von Performance-Problemen und Ruckelanfällen, würd ich einfach wieder auf dem PC spielen.

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Oh Schreck! Aber mit zunehmendem Spielverlauf machen uns solche Läufer kaum noch Probleme …

Fazit: Xcom 2 ist ein bisschen wie die Strategiespielversion von Independence Day 2. Nur nicht kacke, sondern brillant! Wenn auch ohne Jeff Goldblum …

Xcom 2
Plattform: Windows, OS X, Linux, PS4, Xbox One
Entwickler: Firaxis Games
Publisher: 2K Games
Bereits erschienen (PC: 15.2. 2016, Xbox One und PS4: 30.09.16)

Die Bilder wurden mit der Share-Funktion der PS4 geschossen.

 

 

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