1 Game 1 Month: Game of Thrones in sechs Telltale-Episoden

Die nächste Staffel Game of Thrones braucht noch – dank Telltale kann man die Wartezeit aber gut überbrücken!

Früher war alles besser. House Stark war noch nicht bei einer Hochzeit dahingemeuchelt, Twitter galt nicht als Plattform für internationale Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea und in manchen Wochen ging ich acht bis neun Mal ins Kino. Einer der letzten sicheren Häfen vor all den dunklen Schatten dieser Welt sind unsere geliebten Videospiele. Leider musste ich meine Herangehensweise an dieses Medium ändern, denn aus Zeitmangel spiele ich viele Spiele jetzt gar nicht mehr, verspätet und wenn sie mich nerven, lasse ich sie liegen und beiß mich nicht durch. Zeit ist schließlich wertvoll. Weil ich dennoch sehr gern schreibe und auch zocke, möchte ich unter dem Motto „1 Game 1 Month“ trotzdem festhalten, was mich im letzten Monat so vor die PlayStation gefesselt hat. Dies ist kein Review, sondern eher ein emotionaler Erlebnisbericht, der den Fokus auf die subjektive Spielerfahrung richtet und keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit hat. Ich spiele so lang, wie es mich freut und wenn ich keine Lust mehr habe, bleibt es liegen. Diesmal hab ich mich durch alle sechs Episoden von Telltales Game of Thrones gekämpft und geplaudert. Über meine gemischten Gefühle möchte ich hier sprechen.

Kann man mit Telltale eigentlich was falsch machen?

Jein. Wer Telltale Adventures wie Walking Dead (IMO genauso fad wie die Serie), The Wolf Among Us (top) oder Tales from the Borderlands (ganz besonders top) gespielt hat, weiß was es zu erwarten gilt: Abenteuer, die den Fokus auf Story und Dialoge setzen und spielerisch außer ein paar Quicktime-Events kaum etwas bieten. Wie aber beispielsweise auch diverse Quantic Dream-Spiele zeigen, kann das dennoch unglaublich intensiv und spannend sein.

(Trailer spoilert nichts)

Sei live bei der Red Wedding dabei ( – ein Traum wird wahr)

Die Freude war groß, als Telltale ein Game of Thrones-Spiel ankündigte und einiges gelingt der kleinen Adventure-Firma bei diesem Unterfangen auch ausgesprochen gut. Die Handlung setzt bei der eingangs erwähnten Red Wedding ein, bei der Rob Stark und der Großteil seines Clans ausgelöscht werden. Wir sind allerdings nicht in der Burg von dem Verräter Walder Frey, sondern im Zeltlager von Rob Starks Armee vor der Burg. Wir spielen verschiedene Charaktere des Houses Forrester, treuen Bannermen der Starks. Die Handlung springt dabei wie in der Serie immer wieder von einem Schauplatz zum anderen, folgt aber gänzlich dem Schicksal des House Forrester. Ein Schicksal, das wir als Spielende mitbestimmen.

Aufgebaut wie die Serie …

Wir sind als Mira Forrester eine Handmaiden von soon-to-be-Queen Margaery Tyrell unterwegs, treffen Tyrion und Cersei und erleben das intrigante Spiel in der Hauptstadt hautnah mit. Ja wir müssen es sogar genauso skrupellos spielen, wie wir es aus der Serie kennen, denn sonst könnten einige Unschuldige darunter leiden. An der Wall begegnen wir Jon Snow und werden zum Ranger ausgebildet. Jenseits der Wall im Norden erkunden wir das Geheimnis um North Grove. In der Burg Ironrath, dem Hauptsitz der Forresters, spielen wir die männlichen Thronfolger und verzweifeln und zerbrechen beinahe an Ramsey Snow, der seinem Serienvorbild an Gemeinheiten um nichts nachsteht. Als verbannter Bruder Asher Forrester treffen wir in Essos Daenerys und stürmen für sie Meereen.

„… I am the shield that guards the realms of men. I pledge my life and honor to the Night’s Watch, for this night and all the nights to come.

… aber in der Handlung noch nicht so weit!

Die Handlung erstreckt sich über sechs Episoden, die jeweils etwa zwei Spielstunden in Anspruch nehmen. Unsere Entscheidungen wirken sich Telltale-typisch natürlich auf das weitere Geschehen aus. Das schöne dabei ist, dass sich die Handlung nahtlos in die Serie einbettet, sich in die Handlung der Serie aber nie einmischt. So erleben wir Westeros und Essos aus einer ganz neuen Perspektive. Gleichzeit ist die Serie mittlerweile deutlich weiter und so wirkt sich unser Wissen über die Serie auch auf unser Spiel aus. Ich versuche Ramsey nicht abzustechen, weil ich doch genau weiß, dass er erst im Battle of the Bastards sterben wird. Abgesehen davon erlebe ich dieselben Emotionen, die auch die Serie auslösen kann. Im Spiel mache ich mir allerdings zusätzlich Vorwürfe, weil ich konsequent das Gefühl habe, verantwortlich zu sein und die Schuld zu tragen. Zu meiner Verteidigung: Das Spiel zwingt mich zu wirklich bösartigen Entscheidungen und ich bin offenbar zu zartbesaitet für das Spiel um den Thron.

Nicht gute, aber schöne Grafik mit miesen Animationen

Ich würde das Spiel absolut jeder und jedem empfehlen, der die Serie liebt, weil es sich so fantastisch in selbige einfügt. Als Kritikpunkt möchte ich allerdings die Technik nennen. Der Grafikstil per se ist gewöhnungsbedürftig, meiner Ansicht nach aber okay. Alles sieht ein bisschen gemalt aus und erinnert an die Illustrationen aus Kinder-Sachbüchern, die mit hübschen Bildern von Piraten, Rittern und Dinosauriern erzählen. Es ist nicht der Stil der mich stört. Es sind die Animationen. Darf man tatsächlich mal gehen, wirken die Figuren, als hätten sie ein mächtiges Schwert im Hintern stecken und die Gesichtsanimationen sind so übertrieben und gekünstelt, dass man am liebsten eine Runde Mass Effect Andromeda spielen möchte, um sich dort an den feinen und subtilen Animationen zu ergötzen. (Anm.: ME: Andromeda wurde vor allem für seine hässlichen Animationen zerrissen.)

Gute Überbrückung zur nächsten Staffel

Drückt man ein Auge für die unerfreulich-diletantischen Animationen zu, bleibt aber eine fantastische Ergänzung zur Serie, die berührt, bedrückt und die lange Wartezeit bis zur nächsten Staffel zumindest um zwölf Stunden verkürzt. Pflicht für Fans. Ich werde es wohl nochmal spielen und hoffen, dass beim zweiten Durchgang mehr als ein Forrester überleben. Wie gesagt, ich bin offenbar nicht skrupellos genug für das Game of Thrones.

In Kings Landing ist das Spiel um das Schicksal der Königsreiche genauso grausam, aber subtiler.

Game of Thrones – A Telltale Series
Plattform: PS3, XBOX 360, Win, Mac, PS4, Xbox One, Android, iOS
Entwickler : Telltale Games
Publisher: Telltale Games
bereits erschienen (im Zeitraum vom 2.12.14 bis zum 17.11.15)

Alle Screenshots wurden mit der Share-Funktion der PS4 gemacht.

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