Monster Mash mit Kong


Monsterfilme erlebten mit Godzilla ihre Renaissance, obwohl es gar nicht mehr so einfach ist, solche Abenteuerfilme heute noch gut umzusetzen. Zum einen, weil wir das schon kennen. Zum anderen, weil es auch nicht mehr so richtig beeindruckend ist. Godzilla hatte sehr wenig Monster, aber das war ausreichend, um das beliebte Monster-gegen-Monster Multiverse wieder aus dem Boden zu stampfen. Kong: Skull Island macht einige Sachen richtig und einige Sachen leider falsch – unter’m Strich trotzdem gelungen! Yay!

Jemand hat hier ganz viele Vietnam-Filme gesehen und sich ein Sammelsurium an besten Szenen zusammengestellt, dazu noch ein paar Inspirationen aus italienischen Exploitation-Filmen und daraus wurde dann irgendwie eine Bild-Orgie sondergleichen. Das Setdesign, die Kamera und die Farben sind sehr gut gewählt und machen viel der inhaltlichen Versäumnisse wett. Skull Island ist ein Ort, der sofort an Jules Vernes geheimnisvolle Insel erinnert, mit sonderbaren Tieren und Pflanzen, die gleichermaßen fremd und vertraut wirken. Das ist sehr gelungen und weckt den Entdecker und Abenteurer – und deswegen schaut man solche Filme ja auch.

Kong selbst ist beeindruckend. Ein Riesengorilla, der jedoch aufrecht steht und geht und eigentlich nur seine Ruhe will, die Insel sauber hält und gerne Oktopoden isst. Aber, wer hätte es gedacht, der böse Mensch kommt vorbei und macht erstmal alles kaputt. Der Cast ist dabei vielversprechend: John Goodman als verbissenen Wissenschaftler, Samuel L. Jackson als hasserfüllten Lieutenant Colonel Packard, ein paar bekannte und sympathische Gesichter unter den Soldaten, John C. Reilly als Comic-Relief, Brie Larson als Kriegsfotografin und Tom Hiddleston als Superman. An sich eine schöne Truppe. Leider gehen all die interessanten Figuren, die tatsächlich eine Geschichte haben und auch gut gespielt werden, in einer Welle von Sonnenuntergangs-Apokalypse-Now-Einstellungen unter und bleiben austauschbar und flach. Einzig Reillys Figur wird Raum gegeben und das tut seinem Charakter sehr gut und zeigt gleichsam, was möglich gewesen wäre, hätte man sich nicht nur auf den Gästelisten-Cast verlassen: Nämlich ein Film, mit dem man auch wirklich mitfiebert.

Das tut man nun aber nicht, weil die Soldaten weitestgehend nur ein Haufen Testosteron-Roboter sind, denen zwar versucht wird, irgendetwas menschliches zu geben, daran aber leider kläglich scheitert. Einzig Thomas Manns sehr junger Soldat wird mit den Forschern separiert und fällt damit durchs stupide Befehle-befolgen Raster. Was Tom Hiddleston eigentlich da zu suchen hat ist eine große Frage – er redet schlau, er kann schießen, rennen und klettern und mit einem Samuraischwert schnetzeln, um Brie Larson herumschwänzeln und sonst gibt es generell auch nichts, was er nicht kann. Unkapputtbar, schlau und gute Oberarme, kann man nix sagen, trainiert hat er für den Part. Nur notwendig ist er nicht, weil Soldaten gibt es genug und sonst macht er eigentlich nicht viel außer ab und zu mal mit der Hand in der Erde wühlen. Schade drum, aber das Drehbuch ist eben nicht die Stärke hier.

Deswegen hätte man sehr gut mindestens 20 Minuten wegschnibbeln können und der Film wäre gleich viel runder und dynamischer. So bremsen viele Super-Zeitlupen mit dröhnendem (aber gelungenem) Soundtrack, Gute-Laune-Establisher mit einem Best-of der 70er (alles dabei, Iggy, Ozzy, Bowie, CCR) und ein bizarrer Sub-Plot um Toby Kebell als verloren gegangenen Soldaten, der absolut unnötig ist und den man ganz einfach hätte rausstreichen können, ohne dabei die coolen Szenen und Sets missen zu müssen, die seine Existenz irgendwie rechtfertigen. Und es ist eine Qual, seinen falschen amerikanischen Akzent zu ertagen, zum Glück redet er nicht so viel.

Ja, da ist einiges falsch und gleichzeitig ist es einfach unfassbar geil, wenn Kong mal loslegt und alles kurz und klein haut. Ein schöner Monsterkampf am Ende, nicht ohne die Frage zu stellen, wer denn eigentlich ein Monster ist hier. Alles ein bisschen post Vietnam-Krieg inklusive Napalm, Helikopter im Sonnenlicht und Soldaten im Dschungel. Das kann man schon machen. Im Vergleich zu Peter Jacksons King Kong, hat dieser Kong bisher deutliche weniger Persönlichkeit bekommen, aber das passt deshalb, weil er früher oder später Godzilla gegenüber stehen wird. Beide Monster wurden mit einer ähnlichen Prämisse dargestellt: Sie beide sind wie Gottheiten und beide stehen für ein natürliches Gleichgewicht. Sie sind mächtig, aber nicht übermächtig und sie sind beide nicht die Antagonisten. Ich finde, dass sind irgendwie sehr gute Voraussetzungen für eine neue Generation von epischen Monsterfilmen und ich kann gut mit all den Flaws leben, weil es schön zum anschauen ist und Spaß macht. Gerne mehr davon!

Kong: Skull Island
R: Jordan Vogt-Roberts
D: Dan Gilroy, Max Borenstein
Cast: John Goodman, John C. Reilly, Brie Larson, Tom Hiddleston, Samuel L. Jackson
118 Minuten,

 

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