10 Cloverfield Lane – oder besser 10 Claustrophobia Lane

10 Cloverfield Lane ist ein beklemmender Thriller, der mich mehr als einmal scharf einatmen lies und meine Gehirnzellen durchgehend zum Rauchen brachte. Clever erzählt, fantastisch gespielt und spannend über die kompletten 100 Minuten hinweg.
Paramount Pictures
Paramount Pictures

Wir sind zurück in Cloverfield. Oder? Oder doch nicht? Doch. Nein. Ich weiß nichts mehr. So in etwa fühlt sich 10 Cloverfield Lane an – eine Achterbahnfahrt aus Wahnsinn und Spannung, die meinen Puls permanent in die Höhe schießen lies. 

Wir folgen Michelle (Mary Elizabeth Winstead), die nach einem Streit mit ihrem Freund ihre Koffer packt, davon fährt und dabei in einen Autounfall gerät. Sie wacht in einem Bunker wieder auf, wo ihr soziopathischer Retter Howard (John Goodman) erklärt, dass etwas – vermutlich nichts von dieser Welt – die Luft kontaminiert hat und sie deshalb auf unbestimmte Zeit nicht nach draußen können. Der Dritte im Bunker ist Emmet (John Gallagher Jr.), der Howard bei seinen Vorbereitungen auf die Apokalypse geholfen hat und rechtzeitig in den vermeintlich sicheren Hafen flüchten konnte.

Wir stellen also fest, dass 10 Cloverfield Lane erst einmal absolut nichts mit Cloverfield gemeinsam hat. Sagen wir, sie sind höchstens Cousins zweiten Grades mütterlicherseits. Wir stellen außerdem fest, dass wir nichts wissen. Regisseur Dan Trachtenberg schafft es, ein Kammerspiel, wie es 10 Cloverfield Lane über weite Strecken ist, mit einer extrem dichten Atmosphäre zu füllen. Sehr schnell wird klar, dass zu jedem Zeitpunkt die Stimmung zwischen den drei Insassen kippen kann. Der Gefühlsbogen wird von ausgelassener Stimmung (soweit es in der Situation möglich ist) bis hin zu schierer existenzieller Panik gespannt.

10 Cloverfieldd Lane
Paramount Pictures

Alle Akteure sind auf allerhöchstem schauspielerischem Niveau, aber John Goodman liefert hier Höchstleistungen. Sein Howard trägt fast die komplette Handlung. Er ist so unberechenbar und beängstigend, man möchte sich zunehmend in seinem Kinosessel verkriechen. Er schafft es, gleichzeitig gutmütig und psychopathisch, einfühlsam und bedrohlich zu sein, sodass man bald nicht mehr weiß, was man glauben soll. Alles, was man über die Gefahr außerhalb des Bunkers weiß, stammt aus seinem Mund. Klar ist, dass er niemanden gehen lassen will. Klar ist nicht, warum. Innerhalb von wenigen Sekunden glaubt man ihm und wieder nicht und verstrickt sich selbst in ein detektivisches Gedankenkonstrukt ohne klare Indizien.

Neben Goodman ist es eben Mary Elizabeth Winstead, die das Publikum auf dieser äußerst verwirrenden Reise an die Hand nimmt. Wir begleitend sie auf ihrer Suche nach der Wahrheit und denken uns die meiste Zeit mit ihr: „What the fuck?“ Das Gefühl, völlig hilflos in einem Bunker gefangen zu sein und einem offensichtlich wahnsinnigen Verschwörungstheoretiker ihr Leben anvertrauen zu müssen, transportiert sie einwandfrei und führt als starke, clevere und willensstarke Protagonistin durch den Film.

Alles, was ich bisher über den Film gesagt habe, war vielleicht schon zu viel. 10 Cloverfield Lane ist ein beklemmender Thriller, der mich mehr als einmal scharf einatmen lies und meine Gehirnzellen durchgehend zum Rauchen brachte. Clever erzählt, fantastisch gespielt und spannend über die kompletten 100 Minuten hinweg.

10 Cloverfield Lane
Regie: Dan Trachtenberg
Buch: Josh Campbell, Matthew Stuecken
Cast: John Goodman, Mary Elizabeth Winstead, John Gallagher Jr.
FSK: 14, Kinostart: 31.3.16

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