Familienfehde im Paradies

Neonlichter. Schweiß, der von den Gesichtern einer amerikanischen Familie tropft. Einer Familie, die den amerikanischen Traum gelebt hat – und auch den amerikanischen Albtraum kennt. Bloodline ist schön. Schöner als alles, was ihr bis jetzt gesehen habt.
Kyle Chandler (John Rayburn) and Ben Mendelsohn (Danny Rayburn) in the Netflix Original Series BLOODLINE.  Photo Credit: Saeed Adyani  © 2014 Netflix, Inc. All Rights Reserved.
Kyle Chandler (John Rayburn) and Ben Mendelsohn (Danny Rayburn) in the Netflix Original Series BLOODLINE.
Photo Credit: Saeed Adyani
© 2014 Netflix, Inc. All Rights Reserved.

Neonlichter. Schweiß, der von den Gesichtern einer amerikanischen Familie tropft. Einer Familie, die den amerikanischen Traum gelebt hat – und auch den amerikanischen Albtraum kennt. Bloodline ist schön. Schöner als alles, was ihr bis jetzt gesehen habt.

Freund oder Feind?

Am äußersten Zipfel der USA, dem einzigen Bundesstaat, der sich zumindest zum Teil in der Karibik befindet, strahlen bunte Neonlichter aus allen Ecken. Irgendwie merkt man der Gegend an, dass in den 1980er Jahren – getrieben von Kokain – ein wirtschaftlicher Aufschwung den ganzen Staat geformt hat. Eigentlich der amerikanische Traum. Auch die Familie Rayburn mit ihrem Hotel lebt den amerikanischen Traum. Da ist John, der Polizist (Kyle Chandler), Kevin, der Werkstättenbesitzer (Norbert Leo Butz) und Meg, die Anwältin (Linda Cardellini). Aber da ist auch noch der Bruder, Danny (Ben Mendelsohn). Danny wird Zuhause nicht allzu gerne gesehen. Aber als er nach Hause kommt und gar nicht mehr gehen will bricht die Hölle auf.

Schwarz und Weiß

Denn genau in den Charakteren liegt Bloodlines gesamte narrative Stärke. Netflix hat es geschafft Plot-Twists so geschickt zu setzen, dass die Erwartungshaltung des Zuschauers permanent gebrochen wird. Es gibt kein Gut oder Böse. Lediglich verschwommene Linien. Kein Schwarz oder Weiß. Lediglich Grau. Während der Serie wechselt die Sympathie für Charaktere nahezu im Stundentakt – hier hat jeder, aber verdammt nochmal wirklich jeder, Dreck am Stecken. Das ist natürlich nicht nur großartigem Writing geschuldet, sondern auch einer hervorragenden Besetzung der Rollen. Vor allem Benny Mendelsohn als Danny Rayburn liefert die bislang beste Performance seines Lebens. Ganz, ganz großer Daumen hierfür.

Spoiler? My Ass.

Eine weitere dramaturgische Meisterleistung ist die Erzählstruktur der Serie. Bereits in der ersten Episode wird das Ende der Staffel gezeigt. Der Weg ist das Ziel. Auch die vergangenen Ereignisse, die zur derzeitigen familiären Situation geführt haben, werden in Flashbacks und via Polizeiaufzeichungen erzählt. Bloodline schafft es bis zur letzten Sekunde nicht nur spannend zu bleiben – sondern die Latte sehr hoch zu legen.

Schön, schöner, Bloodline.

Neonlichter. Palmen. Strand. Schweiß. Hawaii-Hemden. Herausragende Kameraarbeit. Ja, Bloodline ist nicht nur das dramaturgisch Beste, dass das serielle Fernsehen derzeit zu bieten hat – es ist auch noch visuell am schönsten. Bis dato hat noch keine Serie es geschafft mit solch einem hohen Qualitätsniveau anzutanzen und dieses über 13 Episoden ohne auch nur den kleinsten Durchhänger zu halten (wie das andersrum aussieht ist aktuell bei Daredevil zu sehen – für alle die sich da jetzt nix vorstellen können).

Bloodline lässt einen befriedigt, aber mit Lust auf mehr zurück. 13 Episoden herrvorragend investierte Zeit – weil noch besser ist serielle Unterhaltung derzeit einfach nicht.

 

Bloodline
Created by: Glenn Kessler, Todd A. Kessler, Daniel Zelman
Netflix, USA 2015
mit Kyle Chendler, Ben Mendelsohn, Linda Cardellini, uvm.

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