Es gehört ja inzwischen zum guten Ton, dass man über Filme meckert, bevor man sie überhaupt mal gesehen hat. Star Trek Beyond war durch Justin Lins Übernahme als Regisseur ebenfalls davon betroffen. „Fast and Furious in Space“ hieß es. Umso erfreulicher ist es da, dass der dritte Teil der neuen Reboot Reihe ein kompletter Erfolg ist. Ich hatte sogar einen kleinen Magic Moment.
James T. Kirk und Spock stehen beide vor der Entscheidung, die Enterprise zu verlassen und sich anderen Aufgaben zu widmen, da die endlose Weite ihrer 5-Jahres-Mission gerade Kirk ziemlich zu schaffen macht. Ein letzter Auftrag führt die Crew, eigentlich auf einer Routine-Mission, in einen Hinterhalt und die schöne Enterprise zerbricht in ihre Einzelteile, die Crewmitglieder werden getrennt und müssen sich auf einem fremden Planeten gegen einen neuen Feind durchschlagen.
Wir haben hier tatsächlich mal wieder einen schönen Star Trek Plot, der zwar im allgemein neuen Tenor die Figuren insgesamt weiterentwickelt, jedoch weniger auf das große Ganze konzentriert ist, als auf die Erkundung eines neuen Planeten und einer schönen Abenteuergeschichte mit Moralblabla, viel Humor und interessanten Charakteren. Vor allem Scotty bekommt viel Screentime und diese steht ihm auch zu. Simon Pegg hat ihn zu einem der liebenswertesten Figuren gemacht und das zeigt sich deutlich in Beyond. Es kann aber auch daran liegen, dass Pegg nun Drehbuchautor war. Das erklärt generell vieles. Übrigens: Sulu ist schwul. Und das Schöne daran ist, es ist vollkommen egal, es ist einfach so, end of story.
Die Special Effects sind erste Sahne, aber das ist man auch gewohnt von einer Produktion aus dem Hause Bad Robot. Justin Lin kennt sein Handwerk und schafft einen von Beginn an actiongeladenen Film, der sich nur selten Ruhemomente gönnt – in Kombination mit Simon Pegg als Drehbuchautor eine wirklich sehr gelungene Mischung. Der Einstieg ist dabei wieder besonders gut gelungen und ich kann mich kaum erinnern, wann ich das letzte Mal so laut und herzlich in den ersten fünf Minuten eines Films gelacht habe. Und das ist dann auch schon die halbe Miete, ich hatte sofort Lust, mich für weitere 115 Minuten gut unterhalten zu lassen.
So war es dann auch (fast). Über weite Strecken hinweg kann man sich in rasant inszeniertem Weltraum-Krach-Bumm mit gelungenem Soundtrack treiben lassen. Ein Moment sei dabei besonders hervorgehoben, denn er ist so voller Awesomeness, dass ich dachte, mein Kopf explodiert. Muss man sehen, aber nur so viel: Es hat etwas mit Sabotage von den Beastie Boys und einem riiiiiesen Feuerball zu tun.
Die Figuren sind mir jetzt langsam auch ans Herz gewachsen, selbst Chris Pines Kirk wirkt nicht mehr so unfreiwillig komisch, obwohl Pine einfach nicht so ein guter Schauspieler ist. An die furchtbare Frisur, die sie ihm jedes Mal verpassen, werde ich mich allerdings nie (NIE!) gewöhnen (aber dafür kann er ja nichts). Er scheint sich aber endlich ausreichend in die Rolle hinein gefunden zu haben. Sofia Boutella, die schon in Kingsman super war, ist eine fantastische Ergänzung zur nach wie vor sehr männerdominierten Enterprise-Crew – und das nicht nur aus Gründen der Frauenquote und weil ich Girl-Mechanics einfach bisschen super finde, sondern weil ihre Figur wirklich gut geschrieben und noch besser gespielt ist. Sie bringt ein bisschen mehr Edgieness zum doch eher glattgebügelten Repertoire der Charaktere und das tut dem Gesamtbild richtig gut. Wie immer, wenn es solche tragischen Umstände gibt, macht es mich ein bisschen traurig Anton Yelchin und Leonard Nimoy, die nun beide schon verstorben sind, noch mal auf der Leinwand zu sehen. J.J. Abrams äußerte bereits, dass die Rolle des Chekov (Anton Yelchin) wohl nicht neu besetzt werde und das finde ich einen guten Move.
Es ist wirklich schön zu sehen, dass man es geschafft hat, wieder mehr vom alten Star Trek in die neue Film-Umgebung zu betten. Idris Elbas Bösewicht ist leider eher unspektakulär und sein Auftritt erinnert ein bisschen an den „Villan-of-the-Week“ aus der Originalsserie: Zunächst ein bisschen bedrohlich, weil man nicht so richtig weiß, was er eigentlich will, aber Sorgen macht man sich nie. Gelungener ist die Erkundung eines neuen Planeten in „unbekannten Weiten“ und die Interaktion der Figuren untereinander. Gerade Pille ( oder Bones, Karl Urban) und Spock (Zachary Quinto), die sich generell nicht sehr gut leiden können, müssen plötzlich miteinander klar kommen. Das führt zu der ein oder anderen emotionalen und häufig auch komischen Situation. Star Trek Beyond verneigt sich in so vielen Dingen vor den Anfängen des Franchise – inhaltlich und mit Verweisen, wie dem Foto der alten Crew – und bleibt dem neuen, schnelleren und actionreichen Stil treu, mit dem J.J. Abrams 2009 die Reihe wiederbelebte.
Star Trek Beyond
R: Justin Lin
D: Simon Pegg
Cast: Chris Pine, Simon Pegg, Zachary Quinto, Zoe Saldana, John Cho, Anton Yelchin, Karl Urban, Idris Elba
FSK: 12; Laufzeit: 122 Min.; Start: 20.7.16