Mit Bridge of Spies kommt diesen Freitag ein weiteres Werk von Steven Spielberg auf die heimischen Leinwände. Auch diesmal ist der Name Spielberg Programm, und wer sich etwas Neues erwartet wird eher enttäuscht. Der Film besticht, wie gewöhnlich, durch Pathos und eine sehr amerikanische Weltanschauung.
Meine Erwartungen an den Film waren eher höher angesiedelt, spielt mit Tom Hanks doch einer meiner Lieblingsschauspieler mit. Auch dass die Coen Brüder das Drehbuch verfasst haben und bereits der oben erwähnte Steven Spielberg Regie führte, trugen ihren Teil dazu bei.
Der Film spielt in der Blütezeit des Kalten Krieges. Kalt bleibt er dann auch eher, denn wer Hochspannung und ein Actionspektakel á la Der Soldat James Ryan oder dergleichen erwartet, wird gnadenlos eines Besseren belehrt. Der Thriller erzählt die Geschichte des Anwalts James Donovan (Tom Hanks) aus Brooklyn, der plötzlich in das politische Geschehen verwickelt wird. Donovan wird vom CIA beauftragt, die Freilassung eines in der UdSSR verhafteten US-amerikanischen U-2-Piloten zu erwirken – eine Aufgabe, die sich als nahezu unmöglich erweist.
Diese außergewöhnliche Episode in Donovans Leben haben die Autoren Matt Charman, Ethan Coen und Joel Coen in ein Drehbuch eingebettet, das auf wahren Begebenheiten beruht. Es zeigt den Charakter und den Weg eines Mannes, der bereit ist, alles aufs Spiel zu setzen.
Aber bitte nicht falsch verstehen. Der Film ist keineswegs schlecht. Seine 142 Minuten Spielzeit kommen einem kürzer vor, als sie sind und er besticht durch tolle Aufnahmen. Auch die Geschichte ist durchaus nett.
Nichtsdestotrotz bleibt der Film gefühlt im zweiten Gang stecken. Denn kaum kommt ein wenig Spannung auf, wird ebendiese durch lange, teils irrelevante Dialoge und mit Beginn eines komplett neuen Erzählstrangs wieder abgebaut. Man nehme zum Beispiel die Gerichtsverhandlung/Gefangenschaft und die Geschichte des angeblichen UdSSR Spions, die immens lange aufgebaut wird, um im nächsten Moment überhaupt keine Rolle mehr zu spielen. Der Film bräuchte gefühlt eben noch einmal 90min mehr Spielzeit, um alle Erzählstränge die er anfängt, wirklich ordentlich ausführen zu können. So wirkt der ganze Streifen irgendwie halbherzig und kommt nie wirklich zu einem Höhepunkt. Dazu kommt eben das klassische amerikanische Weltbild, bei dem alle anderen die Bosheit selbst verkörpern und der amerikanische Weg der einzig wahre ist. Mein Fazit lautet, dass Bridge of Spies ein netter Film ist, schön anzusehen, jedoch auch einer, den man nicht unbedingt weiterempfehlen muss.
Bridge of Spies: Der Unterhändler (OT: Bridge of Spies)
R: Steven Spielberg
D: Matt Charman, Ethan Coen, Joel Coen
C: Tom Hanks, Mark Rylance, Alan Ada
Laufzeit: 141 min; FSK: 12; Kinostart (AT/DE): 27.11.15 / 26.11.15