Kung Fury – Ein 80er Trashfest mit Kultfaktor

Eine Arcade-Maschine, die zum Roboter wird und Miami verwüstet? Raptoren, die Laserstrahlen aus ihren Augen schießen? Thors Brustmuskeln? Das alles ist Kung Fury. Ob der Film dem Hype gerecht wird und was Wikinger mit Dinosauriern zu tun haben, klärt diese Kritik.
Kung Fury (Bild: Laser Unicorns Production)
Kung Fury (Bild: Laser Unicorns Production)

Eine Arcade-Maschine, die zum Roboter wird und Miami verwüstet? Raptoren, die Laserstrahlen aus ihren Augen schießen? Thors Brustmuskeln? Das alles ist Kung Fury. Ob der Film dem Hype gerecht wird und was Wikinger mit Dinosauriern zu tun haben, klärt diese Kritik.

Der halbstündige Kurzfilm lebt ganz eindeutig nicht von seiner Handlung. Muss er auch nicht und vermutlich war das auch nie die Absicht von Produzent und Regisseur David Sandberg. In all ihrer Knappheit muss sie dennoch aufgrund ihres herrlichen Humors und der vielen Klischees erwähnt werden. Die Geschichte dreht sich um einen Polizisten (gespielt von Sandberg selbst), der in Miami seinen Dienst leistet. Während eines Einsatzes mutierte er zum geradezu übermenschlichen Kung Fury. Seitdem bekämpft er mit seinen Kung Fu Fähigkeiten die Kriminalität noch effektiver. Dabei sieht er Regeln jedoch gerne flexibel und sorgt für Chaos, weswegen er eines Tages seine Anstellung verliert. Kurz darauf erhält sein Vorgesetzter einen Anruf von einem mysteriösen Fremden (Adolf Hitler, gespielt von The Lonely Island – Mitglied Jorma Taccone), der fast das gesamte Revier dadurch tötet, dass er wiederholt durch den Telefonhörer schießt. Kung Fury beendet den Angriff, indem er das Telefon selbst niederstreckt.

Kung Fury (Bild: Laser Unicorns Production)
Kung Fury (Bild: Laser Unicorns Production)

Mit Hilfe von Hackerman und dessen Atari-Computer will sich Kung Fury nach Nazideutschland hacken (!), um Hitler aufzuhalten. Dabei geht einiges schief und er begegnet Laserraptoren, den Wikingeramazonen Barbariana und Katana und zu guter letzt Thor, welcher übrigens ein selbstverliebter Bodybuilder ist. Danach wird natürlich mit vereinten Kräften Hitler bekämpft und besiegt. Oder etwa nicht? Obwohl die Handlung auf eine Floppy-Disk passt, gibt es tatsächlich einen Plot Twist…

Klingt alles wie eine Langversion des bekannten Trailers? Stimmt. Wenn ich eine Schwäche des Films aufzählen kann, dann diese. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau wenn man bedenkt, dass es sich um eine Crowdfunding-finanzierte Ein-Mann-Produktion handelt. Aber bei den vielen witzigen kleinen Szenen, die der Film bereithält, dient die Handlung sowieso bestenfalls als Verbindung. Und für diejenigen, die den Film feiern, aber als zu kurz befinden, entschädigt David Hasselhoffs Creditsong True Survivor zumindest bedingt.

Synthies, markige Sprüche und sehr viel Neon

Sandberg hat den Großteil des Films in seinem Studio im schwedischen Umeå produziert. Dass das Meiste dem Greenscreen entstammt, lässt sich nur schwer übersehen. Und überraschenderweise stört das kein bisschen. Tatsächlich trägt der CGI-Overload nur positiv zum völlig überdrehten Gesamtbild bei. Die Musik und einige Szenen lassen das Gefühl aufkommen, Miami Vice zu schauen und die 80er leben selbst im kleinsten Detail. So kann ein Kampfroboter/Arcademaschinen-Hybrid erst weiterkämpfen, nachdem er sich aus einer Parkuhr eine Münze klaut und diese einwirft. Die Optik variiert zwischen Städten mit Neon-Ausleuchtung, wilden nordischen Berggegenden und riesigen Betonbauten in Nazideutschland. In einer Szene wird Kung Fury sogar zu einem klassischen 80er-Jahre Animationsfilm und spielt damit sowohl auf He-Man als auch Dragonball an.

https://www.youtube.com/watch?v=72RqpItxd8M

Der Soundtrack ist vom feinsten. Synthie-Pop wechselt sich mit 80er-Rock ab, und der Hoffmeister selbst gibt sich die Ehre. Die Musik passt immer perfekt zur jeweiligen Szene und ist genauso überzogen wie der Rest des Films. Als beispielsweise Kung Fury auf Barbariana trifft, nachdem sie ihn vor einem Laserraptor gerettet hat, läuft der Rocksong „Barbariana“ mit dem prägnanten Text: „She’s coming down from the mountain…she’s a killer machine!“ Und nicht nur der Soundtrack passt wie der Kung Fu – Tritt aufs Auge, auch die Dialoge und Punchlines (hier wörtlich zu nehmen) sind unschlagbar gut. Einmal reißt Kung Fury einem Nazisoldaten in bester Mortal Kombat – Manier Kopf inklusive Wirbelsäule aus und gibt dazu den trockenen Ratschlag: „You don’t need that spine. It’s holding you(r) back.“ Mein persönliches Highlight war der Bordrechner von Kung Furys Ferrari, der den Namen Hoff9000 trägt, David Hasselhoffs Gesicht als Interface nutzt und wiederholt sagt: „I am sorry, I can’t let you do that.“ K.I.T.T. und A Space Odyssey in einem. Chapeau!

Trashfaktor: Over 9000!

Der Film ist ein absoluter No-Brainer mit einem unglaublich hohen Unterhaltungspotenzial und stößt meinen bisherigen Favoriten Iron Sky vom Thron. Ein ähnlich fettes Grinsen hatte ich nur nach Mad Max: Fury Road im Gesicht. Am Ende war ich enttäuscht, dass es vorbei war, dafür waren die vergangenen 30 Minuten so witzig wie nur möglich. Der Film schafft es, seine parodistischen Stärken auszuspielen, ohne verkrampft oder ideenlos zu wirken. Ob eine längere Laufzeit dem Film gut getan hätte, sei deshalb dahin gestellt.

Für Trash- und 80er- Fans ist dieser Film ein Must-See, das seinesgleichen sucht. Meine Erwartungen wurden klar übertroffen und der Hype ist durchaus gerechtfertigt. Für den vollen Genuss  bitte Vokuhila wachsen lassen und im Anschluss eine Runde Far Cry 3: Blood Dragon spielen – oder gleich den gerade passend zum Film erschienen 80s Arcade Side-Brawler: Kung Fury – Street Rage!

Kung Fury
Regie: David Sandberg
Drehbuch: David Sandberg
Cast: David Sandberg, Jorma Taccone, Leopold Nilsson
Verleih: Laser Unicorns Production
www.kungfury.com

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