Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Und was unzerstörbar ist, Laseraugen hat oder auf eigene Verantwortung und mit eigenen Mitteln Verbrecher zur Verantwortung zieht, vor dem haben die Menschen Angst. Batman v Superman zeichnet ein düsteres Bild voller Hass und Verzweiflung.
Well done, Zack Snyder!
Sowohl Batman, als auch Superman stehen für ihre fragwürdigen Methoden bei Rettungsaktionen mit sich und der Welt auf Kriegsfuß. Sie zweifeln an sich selbst, aber vor allem aneinander und diesen sowieso schon bestehenden Hahnenkampf macht sich Lex Luther zu Nutze und lässt das Ganze eskalieren, bis weder in Gotham noch Metropolis mehr ein Stein auf dem anderen steht. Die Menschheit ist gespalten, Protest trifft auf Rückhalt. Mehr müsst ihr nicht wissen. Drehbuchautor Goyer kennt sich aus, er war sowohl bei der Dark Knight – Trilogie, als auch bei Man of Steel am Start.
Ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet. Wirklich. Wenn jemand Batman „anfasst“, das ist für mich immer ein bisschen…heikel. Dass der Film viel zu lang wird, war mir dabei schon klar. Aber hier kommt die gute Nachricht: Das ist auch schon alles, worüber es sich wirklich zu beschweren gibt. Batman v Superman ist eine Verbeugung, achwas, eine Liebeserklärung an alles was in Comics, Animationsfilmen und Videospielen bisher richtig gemacht wurde (ja, rocksteady, I’m looking at you!). Wir haben eine Comicverfilmung bekommen, die sich nicht anfühlt wie buntes Plastik oder bitterernste Realität. Wir haben irgendwas dazwischen bekommen und das sah selten so gut aus. Vielleicht bei Watchmen.
Snyder bleibt bei seinen Leisten: übertrieben epische Inszenierungen. Dabei sind entsättigte Farben und Super-Zeitlupe seine Freunde. Es ist auch schön, dass er es geschafft hat, Batmans Origin-Story so zu verpacken, dass sie mich nicht nervt, obwohl ich alles konsumiert habe auf dem Batman steht. Der Soundtrack von Hans Zimmer und seinen Oompa Lumpas dröhnt dabei wie eine donnernde Wand aus Endzeitstimmung über allem (Wonder Woman hat das coolste Theme bekommen).
Aber ein Look macht noch keinen Film herausragend (jedenfalls nicht auf den zweiten Blick). Die schauspielerischen Leistungen von ausnahmslos allen Beteiligten sind ausgezeichnet. Ihr Hater, die ihr auf Ben Affleck geschimpft habt, bevor noch irgendetwas zu sehen war: Er ist Bruce und Batman, als wäre es nie anders gewesen, spielt seinen verbitterten, wütenden dunklen Ritter ganz nah an der Vorlage – also, schusch, ins Eck, schämen. Jesse Eisenbergs Lex Luther ist so beängstigend psychopathisch, dass mich seine zitternden Gesichtszüge vermutlich noch eine Weile heimsuchen werden. Diese beiden bilden wirklich die Speerspitze des Films. Henry Cavill macht ebenfalls (weiterhin) eine gute Figur als Superman: ruhig, besonnen, menschlich.
Alles, was mit Lois Lane, die etwa alle fünf Minuten ertrinkt, fällt, oder erschossen wird als extrem nervige, dumme Vorzeige Damsel-in-Distress an falschen Geschlechterbildern transportiert wird, macht Gal Gadot doppelt wieder wett. Ihre Wonder Women ist eben nicht nur bildschön und clever, sie ist so Badass, dass sie ihre beiden Kollegen zeitweise in den Schatten stellt und sich anschließend, wie eine richtige Amazone, in der ersten Reihe neben ihnen platziert. Hallo – Marvel, jemand daheim? Kurze Info: Wonder Woman wird schon gedreht – als stand-alone Film. Nur mit einer Frau (whaaaaaaat?). Weil sie es verdient hat. Weil diese Welt Superheldinnen braucht. Schreibt euch das mal bitte auf, in Versalien. Danke.
Okay, der Vollständigkeit halber: Es gibt Mankos (die gibt es immer). Manchmal werden Beweggründe nicht klar, wenn man die Comics nicht gut kennt. Beispielsweise erschließt sich zeitweise nur schwer, was eigentlich Lex Luthers Agenda ist. Es ist einfach Hass auf Gott, auf die Menschheit und vor allem auf alles, das stärker und mächtiger ist als er. Auch der Konflikt zwischen Batman und Superman fühlt sich zeitweise unverständlich an und seine Auflösung ist ein bisschen kitschig. Aber das ist nun mal so – in einem Comic oder einem Animationsfilm würde sich auch niemand darüber beschweren, also warum sollten man es an dieser Stelle tun.
Die Länge ist wie bereits erwähnt ein Problem – da sieht man leider häufiger mal Männer, die auf Bildschirme starren, Frauen, die einfach nur so starren und sehr viele Traumsequenzen, die für Menschen, die nicht zu hundert Prozent mit dem Franchise vertraut sind, mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten. Außerdem muss ich natürlich sagen, dass, wie der vollständige Titel des Filmes (Dawn of Justice) verrät, die Gerechtigkeitsliga vorbereitet wird. Was mich bei Marvel zunehmend nervt, da ich mir wünschen würde, sie würden wenigstens einen Film ordentlich erzählen, ohne schon 20 weitere anzuteasern.
Wir sind nun am Ende dieses Textes angelangt. Das ist die Stelle, an der man ein Fazit zieht. Ich war mir in den vergangen Stunden nicht sicher, ob es nur meine Liebe zu Batman ist, oder der Hype… oder ob der Film wirklich einfach hervorragend ist. Und ich entscheide mich dafür, dass er das ist. Trotz kleiner Flaws ist Batman v Superman für mich eine der besten Comic-Verfilmungen, zumindest der vergangenen acht Jahre (2008 war The Dark Knight). Marvel-Fans: Sorry.
Batman v Superman: Dawn of Justice
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: Chris Terrio, David S. Goyer
Cast: Ben Affleck, Henry Cavill, Jesse Eisenberg, Gal Gadot, Amy Adams
Musik: Hans Zimmer
FSK 14, Laufzeit 151 Min; Starttermin (AT: 23.03.2016)