Das Finale der Batman Arkham-Reihe war eines der meisterwartetsten Spiele des Jahres und stieß The Witcher 3 recht flugs vom Verkaufsthron. Zurecht? Zurecht! Geständnisse eines Batman-Fangirls.
Es ist ja so: Wenn man etwas wirklich gut findet, dann ist da selten etwas dran zu rütteln. Ich finde nunmal Batman richtig super und die Arkham-Games verstehen die Welt des dunklen Ritters meiner Ansicht nach besser als die Nolan-Filme und setzen sie auch gekonnt um. Warum? Weil die Spiele eine Welt schaffen, die glaubhaft ist – in der man den Bösewichten ihre Boshaftigkeit auch wirklich abkauft und in denen eine Figur wie Bruce Wayne nicht völlig abstrus ist. Für mich ist Arkham Knight eines der besten Spiele dieser Konsolengeneration.
Zur Story: Der Joker ist tot und tatsächlich scheint nach den Ereignissen von Arkham City erstmal Ruhe in Gotham eingekehrt zu sein. Aber wie man die Stadt kennt, wartet hinter der nächsten Ecke schon ein neues Wochenendprojekt für traumatisierte Großerben: Bruce Wayne muss dieses Mal gegen Scarecrow und den Arkham Knight ran – die große Unbekannte im Kampf um Gotham. Die Wahl, Scarecrow als ultimativen Gegner zu wählen ist nicht unbedingt naheliegend, spielte er doch meist nur eine Nebenrolle – als Hauptakteur ist er jedoch nicht minder furchteinflösend und eine überraschend gute Wahl.
Wer ist der Arkham Knight? Es is a bissl wurscht.
Die Story ist fantastisch. Ein Twist jagt den nächsten und selbst als alteingesessener Franchise-Connaisseur wird man noch überrascht. Wenn man sich schon mal ein bisschen mit Batman auseinander gesetzt hat, wird man etwa bei der Hälfte des Spiels eine Ahnung haben, wer der Arkham Knight ist (und diese wird höchstwahrscheinlich richtig sein). Aber eigentlich stört das nicht sonderlich, denn zum Zeitpunkt des großen Reveals hat Batman ganz andere Probleme, die in einem unfassbar cleveren, innovativen Finale gipfeln.
Rocksteady hat in der Hauptmission dieses Mal auf zu viele forcierte Bossfights verzichtet und sich gerade zum Ende hin auf das Weiterbringen der Story konzentriert, anstatt die Spielzeit künstlich zu verlängern, wie es etwa bei Origins (welches von Warner Montreal in den Sand gesetzt wurde) und City der Fall war. es ist ein rundum gelungenes Spiel und auch wenn ich nicht primär auf die Grafik schaue, sieht Arkham Knight einfach unfassbar gut aus. Das Kampfsystem ist immer noch intuitiv und perfekt, die Sterbe Screens sind kreativ (mit MGS-Anspielung!), die Gadgets cool und das Gleiten durch die Stadt ein Highlight. Doch es gibt ein Manko: Wir müssen über das Batmobil reden.
Bat-Tank ist schlecht fürs Stadtbild!
Die Sache ist diese: Im Nachhinein sage ich jetzt mal „so schlimm war’s nicht“. Dann erinnere ich mich wieder, dass ich einige Rage-Tweets darüber abgesendet habe und vorschlug, dass man doch vielleicht mit dem nächsten Vorbesteller-Paket einen Rocksteady-Entwickler mitschickt, der den Scheiß für einen spielt. Also hat es mir wohl nicht sehr gut gefallen. Es steuert sich einfach nicht, wie alle anderen Autos in Videospielen, sondern irgendwie (schlecht) ungewohnt. Wenn man für das Tutorial schon eine Stunde braucht, weil man mit dem Batmobil einen wirren Parkour bestreiten muss und dabei ständig vom Dach kippt, dann kann ja wohl irgendetwas nicht stimmen. Die merkwürdige Steuerung führt zumindest in meinem Fall dazu, dass ich die komplette Stadt zerlegt habe. Es ist einfach irgendwie nicht so richtig Batman-like, wenn man mit einem Panzer durch die Gegend fährt und ein Trümmerfeld hinterlässt. Der Riddler hat sich deshalb auch etwas besonderes einfallen lassen: Die Parcours, die er sich in unterirdischen Kanälen ausgedacht hat fahren sich, als hätte da jemand zu oft Trackmania gespielt. Neben den endlosen Drohnen-Schießereien, die man bestreiten muss, gibt es – Achtung, kein Scherz – eine Stealth-Mission mit dem verdammten Bat-Panzer. Sich vor Mega-Bombern hinter Hausecken verstecken war kein Highlight für mich.
Batman – kills?
Es ist eine ganz kuriose Diskussion entfacht, man solle doch nicht mehr so tun, als würde Batman keine Menschen töten (bei Polygon zum Beispiel). Das wäre ja Verdrehung der Tatsachen. Ich persönlich verstehe und akzeptiere die Argumentation, aber halte das für absoluten Quatsch. Also entweder, wir sagen jetzt, das Ganze findet in einer irgendwie „realen“ Welt statt, oder wir sind in einem Comic-Universum, in dem Comic-Logik gilt und Comic-Dinge passieren. Da sagt auch keiner, dass der Koyote beim Roadrunner ständig stirbt. Aber wenn einem Handlanger das Pixel-Rückgrat gebrochen wird und der wieder aufsteht, da gibt’s dann eine Diskussion? Ich glaube nicht. Und ich glaube, es ist einfach gegen alles, wofür die Figur steht, zu sagen, dass Leute getötet werden. Warum? Weil diese Figur nun mal so aufgebaut ist und wer die Comics und Animationsfilme kennt, weiß, welche psycholgisch wichtige Rolle Mord und Tod dort spielen. Beispielsweise der Mord am Joker, auf dem der verstörende Batman Beyond Film The Return of the Joker aufgebaut ist. Gleichzeitig kann doch das Spiel bewusst brutal sein. Wer gerne virtuell was töten will, der hat ja auch genug Spiele, mit denen er/sie sich befassen kann. Das ist natürlich nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass die ganzen armen Würstchen, die sich Batman stellen, eigentlich tot sein müssten, so wie sie auf die Fresse bekommen (gamesradar hat sich intensiv damit befasst). Ja, natürlich. Aber eigentlich gibt’s auch keinen Typen, der in einem Fledermauskostüm rum rennt und auch keine Pflanzen- oder Katzen-Frauen, also können wir uns jetzt alle wieder einkriegen.
Apropos Frauen: Man kann in einem DLC als Batgirl spielen und somit die Vorgeschichte von Oracle. Das finde ich nett und es ist auch an der Zeit, dass Batgirl auftaucht (ja, sie taucht eh auf, sie ist nur schon Oracle. Trotzdem.). Schön ist auch, dass Catwoman eine eher kleine Rolle hat und dafür Poison Ivy eine wichtige und sehr gut geschriebene Figur ist. Das Universum wirkt einfach rund und die vielen Anspielungen auf Lex Luthor (der dem guten Bruce auf den AB spricht), Superman, Green Arrow und The Flash schüren die Hoffnung auf ein neues Superhelden-Spiel zur Justice League. Entgegen vieler KollegInnen, wünsche ich mir kein Superman-Spiel von Rocksteady, denn Superman ist ein bisschen langweilig – Flash, Arrow und Wonderwoman allerdings sind cool. Ich freue mich jedenfalls, wenn das britische Studio weiterhin so fantastische Spiele macht. Die Arkham-Reihe ist abgeschlossen und ich hoffe, sie bleibt es auch. Das bedeutet natürlich nicht, dass alles erzählt ist, aber, dass man es nicht mehr ausschlachten sollte.
Batman Arkham Knight
Publisher: Warner Bros. Interactive
Entwickler: Rocksteady Studios
Plattform: PS4, XBOX One, PC für Herbst 2015 angekündigt
bereits erschienen