So long, Mr. Lee

Er war Dracula, Saruman, Bond-Schurke, Agent und liebte Heavy Metal. Mit 93 Jahren ist Christopher Lee, einer der größten Schauspieler der letzten Dekaden, von uns gegangen.
Opening of the 62nd Berlin International Film Festival
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Er war Dracula, Saruman, Bond-Schurke, Agent und liebte Heavy Metal. Mit 93 Jahren ist Christopher Lee, einer der größten Schauspieler der letzten Dekaden, von uns gegangen.

Lee liebte es, den Schurken darzustellen, den Bösewicht, der dem Helden meist so viel Charisma voraus hatte, dass man am Liebsten die Seiten wechseln wollte. Er stand in mehr als 250 Filmen vor der Kamera und war kurz vor seinem Tod dabei, ein weiteres Projekt zu beginnen. Doch so böse und unheimlich er vor der Kamera war, so höflich und freundlich wurde er, wenn die Klappe gefallen war. Mit seiner Stimme war Lee der perfekte Geschichtenerzähler, was er immer wieder unter Beweis stellte.

Das Besondere an Christopher Lee: Sein Leben war mindestens genauso spannend wie seine Auftritte vor der Kamera. Geboren als Sohn eines Soldaten und einer Gräfin war er Soldat der britischen Luftwaffe und diente im zweiten Weltkrieg. Als Peter Jackson ihm beim Dreh zum Hobbit angewiesen hatte, dass er sich vorstellen solle, wie das Geräusch einer Klinge klingt, die durch Menschenhaut schneidet, soll Lee geantwortet haben: „Das muss ich mir nicht vorstellen.“

Wegen seiner Lebensgeschichte und Kult-Rollen wie „Dracula“, „Saruman“ und „König Haggard“ aus Das letzte Einhorn war er ein Idol der Geek-Community. Ein Umstand, den er nie kritisierte oder ablehnte. Im Gegenteil, Lee nahm auch die seltsamste Rolle in einem B-Movie der 80er Jahre so ernst, dass er mit seiner Präsenz alle anderen Schauspieler überstrahlte. Er war bislang auch der einzige Star, der in seinen 90ern noch ein Heavy-Metal-Album aufnahm.

Für mich wird Christopher Lee immer mit Dracula verbunden sein, auch, wenn sein erster Film, den ich bewusst gesehen habe, ein anderer war. Es war die Stimme eines gebrochenen, grausamen Königs, die mich als Kind bei Das letzte Einhorn gefangen nahm. König Haggard war ein Bösewicht, ein Schurke, dem man keine Träne nachweinen sollte. Dennoch hat es Lee mit seiner Stimme geschafft, dass aus Haggard ein berührender Charakter wurde, dessen Zorn und dessen Wehmut mir bis heute in Erinnerung bleiben. Viele Jahre später habe ich dann herausgefunden, dass er für die deutsche Version von Das letzte Einhorn die Stimme des Königs selbst eingesprochen hatte. Auch etwas, das nur wenige Schauspieler tun.

So long, Mr. Lee. Wenn sie, wo immer sie jetzt sind, ihre alten Freunde Peter Cushing und Vincent Price treffen, werden sie ihnen einige Geschichten zu erzählen haben.

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