Metal Gear Solid ist Hideo Kojima. Hideo Kojima ist Metal Gear Solid. Das wird sich im Laufe des Jahres ändern. Kojima wird nach der Fertigstellung von Metal Gear Solid V: The Phantom Pain die Reihe nun endgültig verlassen.
I’m 50 this year, and while I love game development, it’s a time in my life where I’d like to explore other things. I love games, but I don’t necessarily like the management of the business aspect of working for a company. (Quelle)
Hideo nimmt seinen Hut und jeder ist verwirrt. Inoffiziell ist die Rede von auslaufenden Verträgen. Zudem will Kojima nicht bin ans Ende seiner Tage MGS-Spiele machen. Aber ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass man sich hinter den Kulissen verkracht hat. Wenn die Mutterfirma Konami heimlich jede Erwähnung von ihm aus PR-Materialen und Packshots tilgt, dann erinnert das eher an das irrationale Verhalten eines angefressenen Ex-Partners als an eine versöhnliche Trennung. Vielleicht ist das auch ein Verhalten, das wir als Westler nicht verstehen? Dass die Wahrung des Gesichtes, der eigenen Fassade, wichtiger für Japaner sein könnte als zu unangenehmen Wahrheiten zu stehen? Die Streichung von „Kojima Productions“ und „A Hideo Kojima Game“ hat aber auch praktische Gründe: Metal Gear Solid soll als Branding alleine stehen, denn „Hideo Kojima“ ist für Konami eine Marke, die in Zukunft nur in die Irre führen könnte. Am besten weg damit, bevor es später Probleme macht.
Es ist gruselig, wie sehr Konami momentan darum bemüht ist, ihren Star-Entwickler unter den Teppich zu kehren. Die nächste Folge seines Videopodcast wurde für unbestimmte Zeit abgesagt, auf seinem Twitter-Account finden sich solche Nachrichten wie „Sun will set shortly“, „Tired“, „A break“ und „Heading off“. In meiner Fantasie verabschiedet sich Hideo mit einen „Fuck it“, steigt in den Helikopter und ward nie mehr gesehen. Währenddessen versucht Konami in meiner Headcanon so schnell wie möglich seinen Doppelgänger Liquid Kojima zu klonen. Man könnte aber auch den Alu-Hut aufsetzen und denken, dass Hideo nicht mehr unter den Lebenden weilt. So ein wenig wie damals bei den Beatles mit „Paul is dead“. Oder nimmt Hideo gar eine Auszeit und versteckt sich unter einem Pappkarton? Okay, genug gescherzt.
After apologizing for causing concern and being unable to answer each individual question, the Tokyo-based game company stated, “In accordance with the recent change in production organization of all of Konami, Kojima Productions, as well as other internal production companies, has had its name, etc., changed to move into the corporate headquarters work structure.” (Quelle)
Konami acknowledged that internet use for Metal Gear staff has been restricted, but would not comment on whether Kojima was a full-time employee or a contract one. Previously, he was an exec at Konami, but doesn’t appear to be one anymore. If true, going from top brass to a contract employee, having your production company shuttered, and seeing your name removed from something you created would be one hell of a demotion and a humiliating thing for anyone to go through. (Quelle)
Looking Into Black Boxes
Solche Tilgungsversuche à la Konami gibt es auch woanders: Zehn Jahre lang kamen die Halo-Spiele von Bungie, bis sie sich von Microsoft trennten und letztes Jahr mit Destiny ein neues Franchise starteten. In den Portierungen von alten Halo-Spielen (Halo: Combat Evolved Anniversary und Halo: The Master Chief Collection) sucht man Bungies Namen vergeblich. Auch hier ist für Microsoft wichtig, dass „Halo“ die alleinige Marke ist. Denn „Bungie“ ist die Vergangenheit.
Apropos Bungie, anderes Problem: Während der Entwicklung von Destiny haben zwei wichtige Talente das Studio verlassen. Da war einerseits Joseph Staten, der bei Bungie für Zwischensequenzen und Story-Kram zuständig war. Er hat von sich aus gekündigt und ist zurück zu Microsoft gegangen, um an Sunset Overdrive, Scalebound und dem neuen Crackdown zu arbeiten (Sein Weggang würde übrigens die furchtbare bis nicht vorhandene Geschichte in Destiny erklären). Der andere große Fall war Martin O’Donnell. Bungies Hauskomponist seit 1997, der u.a. das wundervolle Halo-Thema komponierte, wurde im April 2014 rausgeschmissen. O’Donnell klagte daraufhin und man einigte sich außergerichtlich. Über die Gründe dieser Entwicklungen kann man nur spekulieren. Zuviel Gehalt verlangt? Kreative Differenzen? Gab es Stress mit dem Management? Hat die Zusammenarbeit mit Activision Druck ausgelöst mit dem Bungie nicht klar gekommen ist? Die Entwicklung von Destiny muss wohl, so oder so, sehr problematisch gewesen sein, anders kann ich mir das nicht erklären.
What I’m not fine with is corporate nonsense, smoke and mirrors, and spin. (Quelle)
Spiele-Entwicklung im AAA-Bereich ist wie eine große, schwarze Box, in die niemand hineinsehen darf und das geht mir auf den Sack. Die Geheimniskrämerei der Industrie schadet nur dem Medium. Mehr Transparenz würde Videospiele als Konsum- und Kulturgut weiterbringen.
Verstummte Hügel
Mittlerweile hat Konami ein anderes großes Projekt von Hideo Kojima gecancelt. Kojimas Silent Hills versprach ein mutiger Neuanfang für die alte Silent Hill-Reihe zu werden und hatte obendrein mit Guillermo del Toro und Norman Reedus prominente Unterstützung. Was auch immer zwischen Hideo und Konami passiert ist, es muss wohl sehr, sehr hässlich gewesen sein. Oder es hat schlicht finanzielle Gründe: Konami ist nicht mehr auf dem New York Stock Exchange gelistet. Trotz aller Beschwichtigungen klingt das für die Firma nicht gut. Ob sich hier das Ende von Konami ankündigt?
Die Kiste mit der Aufschrift „Triple-A“ schweigt und wir kratzen uns verwirrt die Köpfe.