Zweite Reihe Blockbuster: Conan

Die Magie der Stille – oder, warum „Conan: der Barbar“ ein guter Film ist.

Die Magie der Stille – oder, warum Conan: der Barbar ein guter Film ist

Wer eine Filmdiskussion sofort verlieren will, muss nur erwähnen, dass er Conan: der Barbar mag. Nein, ich meine nicht das Remake aus dem Jahr 2011, sondern das Original von 1982: der schlechte Film mit dem schlecht sprechenden Steirer-Bua. Doch halt, so schlecht ist Conan: der Barbar gar nicht. Er ist sogar ein äußerst faszinierendes Werk der Kinogeschichte, von dessen Art es leider viel zu wenige gibt. Unter anderem wegen dem Steirer-Bua. Conan: der Barbar kommt nämlich so gut wie ohne Sprache aus.

Hauptgrund für die wortkargen Darsteller im Film ist eine Entscheidung des Regisseurs John Milius. Der wählte Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger und viele der anderen Rollen nach Aussehen und passendem Charakter aus. Schauspielerische Fähigkeiten waren für ihn sekundär, da er einerseits die Athletik von Conan und seinen Begleitern zeigen wollte, andererseits so viel Vertrauen in seine Fähigkeiten hatte, dass er einfach davon ausging, ihnen das Schauspielern, das sie brauchten, am Set beizubringen.

Blieb das Problem der Akzente, da von den sechs wichtigsten Darstellern genau einer (James Earl Jones) Englisch ohne größere Sprachfärbung sprechen konnte. Milius Lösung war einfach und im Rückblick beeindruckend. Er verringerte die Zahl der Dialoge und konzentrierte sich auf die klassischen Vorzüge des Kinos: Große Bilder, Ausdruck in den Gesichtern und das Kamerahandwerk. Wer die heute vergleichsweise lachhaften Effekte einmal ignoriert und sich bei Conan: der Barbar nur auf die Bilder und Aufnahmen konzentriert stellt schnell fest, dass viele Szenen beinahe episch wirken. Auch, weil Arnold Schwarzenegger nicht viel mehr tut, als grimmig dreinzustarren.

Die Sprachlosigkeit der Protagonisten wirkt sich auch auf die Score aus. Ohne die üblichen Dialoge hat sie viel mehr Raum zu füllen. Von Komponist Basil Poledouris ist bekannt, dass er Conan: der Barbar wie eine Oper vertonen sollte: mit wuchtigen Klängen, die auf wenig bis gar keine Dialoge stoßen.

Passend deshalb, dass der Charakter, der im Film am meisten redet, von James Earl Jones gespielt wird. Er ist außerdem der Bösewicht – und ein Hexenmeister, der mit seiner Stimme und seinen Gesten die Umgebung im wahrsten Sinn des Wortes bezaubern kann. Zugegeben, das Gewicht, das Jones auf seine Dialoge legt und die schwere seiner Sätze eignen sich perfekt dazu, den Film nicht ganz ernst zu nehmen. Andererseits klingt es immer noch authentischer als das pseudo-shakespearesche Gequatsche, das die Fantasy- und Science-Fiction-Filme von heute in ihren Skripts stehen haben.

Mittlerweile merkt man Conan: der Barbar sein Alter an. Die Effekte haben sich zwar gut gehalten, mit modernen Computer-FX können sie aber nicht mehr mithalten. Auch würden die Charaktere heute wohl viel mehr sagen und viel dramatischer wirken. Und damit wohl auch den großen Charme, den Conan heute noch versprüht, aushebeln. Denn Film ist ein visuelles Medium, das auch ohne große Dialoge gut funktionieren kann.


 

Drei Sätze zu „Zweite Reihe Blockbuster“

In dieser Reihe stelle ich Filme vor, die nicht bekannt sind und die man sich trotzdem ansehen sollte. Oder auch Filme, die bekannt sind, aber aus den falschen Gründen. Deshalb sollte man sich die auch ansehen – ich sage sogar, warum.

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2 Comments

  1. says: Jo

    Stimme absolut zu. Der Film hat einen verkannten Charme und wird zu unrecht oder zumindest immer zu weit ins Trash-Eck geschoben. „Zweite Reihe Blockbuster“ – coole Idee!

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