Simon Curtis verfilmte die wahre Geschichte um den an David gegen Goliath erinnernden Rechtskampf von Maria Altmann gegen den Österreichischen Staat, ein Symbol des Kampfes gegen das Unrecht. Mit dabei sind Helen Mirren, Ryan Reynolds und Daniel Brühl.
Die rüstige Maria Altmann (Oscar-Preisträgerin Helen Mirren) versucht penibel, von der österreichischen Regierung fünf unrechtmäßig entwendete Gemälde von Gustav Klimt (Moritz Bleibtreu wurde für seinen 5-Sekunden-Cameo sogar im Hauptcast kreditiert) zurückzuholen. Vorrangig geht es der während der Nazi-Zeit emigrierten Frau um das Gemälde der Frau in Gold, welches ihre Tante Adele Bloch-Bauer (Antje Traue, bekannt aus Pandorum und Man of Steel) darstellt.
Gemeinsam mit Anwalt Randy Schoenberg (Ryan Reynolds), der ebenfalls aus einer emigrierten österreichischen Familie stammt, versuchen sie 1998, den Staat Österreich um die Herausgabe der Gemälde zu drängen. Doch die Frau in Gold ist ein österreichisches Wahrzeichen, und hängt vor aller Augen im Belvedere-Museum. Und außer einem jungen, engagierten Enthüllungsjournalisten (Daniel Brühl) erwartet Altmann nicht viel Unterstützung in ihrer alten Heimat.
David gegen Goliath in Wien
Der Film wird auf 2 Zeitebenen erzählt. Einerseits der Hauptplot um Maria Altmanns Rechtsstreit in der „Gegenwart“, andererseits die Geschichte um ihr Leben unter der NS-Herrschaft, den Diebstahl der Klimt-Gemälde und ihre anschließende Flucht nach Amerika. Die junge Maria Altmann wird dabei von Orphan Black-Star Tatiana Maslany dargestellt.
Die Handlungen sind gut erzählt und schauspielerisch gibt es nicht wirklich etwas auszusetzen. Dadurch, dass der Film seine Geschichte ohne Umschweife darlegt, ergibt sich aber auch ein Problem: Die Handlung ist doch einseitig erzählt. Natürlich ist es die Erzählung eines Underdogs gegen ein Imperium, der Film wird nie müde zu erwähnen, dass Randy eine Familie ernähren muss oder Maria in einem kleinen Bungalow haust und ihre kleine Boutique führt. Natürlich sind die Verbrechen der Nazis grausam und widerlich. Doch das gegenwärtige Österreich wird als feindseliger Ort dargestellt, und erinnert an die Beschreibung des damals skandalträchtigen Theaterstückes von Thomas Bernhard, „Heldenplatz“. Spätestens als Ludger Pistor (Casino Royale, Lola Rennt, Arme Millionäre, X-Men: First Class) als Gremiumsmitglied Rudolph Wran auftaucht, muss man unweigerlich an das Wort „Kellernazi“ denken. Österreich wird zu einem Land, welches den Nationalsozialismus noch nicht überwunden hat.
Österreichs einseitige Selbstdarstellung
Und diese Darstellung ist voll in Ordnung (trägt sie ja auch ein paar Wahrheiten), wenn sich der Film nur auch mehr damit befassen würde. Doch wie auch beim Bernhard-Stück wird die kritische Beleuchtung von Österreichs Rolle im Dritten Reich nur durch ein paar Szenen und Äußerungen gezeigt, sonst aber eher im Raum stehen gelassen. Und das ist sehr schade, gehören diese und andere Thematiken doch sicher zu den Höhepunkten des Filmes.
Gerade das Schwarzweiß-Denken wird niemals auch nur ansatzweise hinterfragt. Eine Figur wird als begeisterter Nazi offenbart, und kann daher kein liebender Vater mehr sein. Ebensowenig wird auf das Recht und den Wunsch der Zivilbürger nach dem Erleben von Kunst eingegangen.
Verdikt:
Kann man darüber aber hinwegsehen, sowie auch über den Kontinuitätsfehler, dass im winterlichen Wien blühende Bäume sind, so erhält man einen gut gemachten Film, der sich einem weniger beleuchteten Teil der Zeitgeschichte, Kunstrestitutionen aus der NS-Zeit, widmet. Und vielleicht erkennt man das Ende auch aus einem oscargekrönten Epos wieder.
Frau in Gold (Woman in Gold)
R: Simon Curtis
Buch: Alexi Kaye Campbell
D: Helen Mirren, Ryan Reynolds, Daniel Brühl, Tatiana Maslany
Origin Entertainment/ Square One Entertainment
FSK-12, L: 109 min, ET: 4.6.2015