Sky Sharks: Regenschirm, Nähmaschine und Seziertisch

„If this turns out to be nothing more than two solid hours of undead monster sharks being ridden by undead superhuman Nazis through the skies as they attack various unsuspecting aircraft and do battle with the occasional fighter plane without even the slightest semblance of an actual plot or so much as modicum of characterization, I would still watch it.“

Sky Sharks

„If this turns out to be nothing more than two solid hours of undead monster sharks being ridden by undead superhuman Nazis through the skies as they attack various unsuspecting aircraft and do battle with the occasional fighter plane without even the slightest semblance of an actual plot or so much as modicum of characterization, I would still watch it.“, schreibt ein begeisterter User auf der Plattform „Dread Central“, die sich der Lancierung von Nachrichten, Interviews und Kritiken rund um das Thema Horror verschrieben hat.

Was wie die „zufällige Begegnung eines Regenschirms mit einer Nähmaschine auf dem Seziertisch“ wirkt, wie Max Ernst in den 20er Jahren das surrealistische Schaffen als das Zusammenstückeln von nicht zueinander passenden Wirklichkeiten vor einem unpassenden Hintergrund beschrieben hatte, ist ein Trash-Film der noch vor seiner Fertigstellung das Zeug zum Kultstatus besitzt.

Genrefans und Online-Medien haben nicht unrecht, wenn sie die eingängige Mischung Sky Sharks‘ als ein Aufeinandertreffen von Iron Sky und Sharknado bezeichnen. Iron Sky, wir erinnern uns, erzählt die Geschichte von quasi emigrierten und zutiefst rachsüchtigen Nazis, die sich auf der dunklen Seite des Mondes angesiedelt haben und nun einen erneuten Anschlag auf die Weltmacht planen. In Sharknado (eine simple und doch so geniale Wortkomposition aus Shark und Tornado), man traut es sich kaum in Worte zu fassen, weht ein in Russland entfesselter Tornado eine verfressene Meute Haie die Südküste Kaliforniens entlang.

Beide Filme sind ebenso skurril wie ihre zukünftige kongeniale Vereinigung, die dazu auch noch aus einem Land stammt, das im internationalen Filmgeschäft traditionellerweise eher mit Aufarbeitungsdramen und eigenwilligen Literaturverfilmungen Aufmerksamkeit erregt. Die Hoffnung des Regisseurs Marc Fehse und seines Teams ist, „mit Sky Sharks nicht nur einen großartigen Horrorfilm zu drehen, sondern auch dabei zu helfen, Deutschland wieder auf die Genre-Landkarte zurückzubefördern.“, wie es in der Projektbeschreibung auf der Crowdfundingplattform „Kickstarter“ heißt. Die 2009 ursprünglich als Startup-Unternehmen in den USA gegründete Internetplattform zur Projektfinanzierung über Crowdfunding, bietet neben ernsthaften Unternehmungen von Independentfilmen, Musikalben, Spielen und Technik auch deutlich absurdere Vorhaben, die ihren Weg zur Realisierung anstreben. Da wäre zum Beispiel der Plan eines jungen Mannes, der gerne mit 15.000 Euro von Spendern ein Konkurrenzprodukt zu Bonaqua (ein mit Kohlensäure versetztes Leitungswasser der Marke Coca Cola) auf den Markt bringen möchte: Wasser, „frisch-gezapft aus den Leitungen der Stadtwerke Neustadt in Holstein“ und „abgefüllt in einer stylischen, aber schlichten Glasflasche“. Oder vier Herren aus Düsseldorf, die 25.000 Euro einsammeln möchten, um mit der Herrenunterhose „Protecting Your Balls“ in Serie zu gehen, die vor schädlicher Handystrahlung schützen soll. Bei dieser Konkurrenz wirkt die inhaltliche Beschreibung, die Sky Sharks auf ebendieser Plattform anpreist, völlig harmlos: Ein Geologen-Team legt tief im Eis der Antarktis eine Höhle frei, wo sie ein noch intaktes Nazi-Labor entdecken, in dem man anno dazumal modifizierte Haie – natürlich zu Welteroberungszwecken – gezüchtet hat, die zu fliegen in der Lage und deren Reiter genetisch mutierte untote Super-Menschen sind. Eine Taskforce aus reanimierten, in Vietnam gefallenen US-Soldaten – die Dead Flesh Four – wird zusammengestellt, um die Erde vor dem sicheren Untergang zu retten.

So absurd es bei diesem Plot klingen mag, aber die Online-Kommentare zu Fehses für 2017 angekündigte Geheimwunderwaffe Sky Sharks, sind durchwegs positiv und wirklich interessiert daran, das Ergebnis mit Pauken und Trompeten zu genießen. Während es auf halber Strecke für das Filmprojekt auf „Kickstarter“ nicht ganz so gut aussah, konnte es am Ende doch noch eine mehr als erfreuliche Bilanz ziehen. 75.000 Euro wollte das Team mindestens einnehmen, bei 96.377 Euro und 907 Unterstützer blieb der Zeiger schlussendlich stehen. „Einen Film völlig unabhängig (ohne Studio im Hintergrund) zu drehen, wird immer schwieriger. Das Geld aufzutreiben ist dabei aufgrund der Risiken auf dem Markt und der anwachsenden Piraterie die mit größte Herausforderung.“ Nur noch selten würde ein Vertrieb ein Wagnis eingehen und für einen Film im Voraus bezahlen. Durch die Möglichkeit Fans und Interessierte auf Crowdfunding-Plattformen wie „Kickstarter“ zu Versammeln und auf Basis freiwilliger Spenden zur Kassa zu bitten, konnte das Sky Sharks-Team auch ihr hehres Ziel einlösen. Sie wollten nicht nur einen Teil des Geldes für den Dreh des Films zusammenbekommen, sondern ebenso den Vertrieben auf der ganzen Welt beweisen, dass die Nachfrage nach einem solchen Film (aus Deutschland) vorhanden ist.

Der aus dem Saarland stammende Produzent und Mitbegründer des zweimonatlich erscheinenden deutschen Genre-Magazins „Deadline“, das seine Schwerpunkte auf Gore und Pulp setzt, Yazid Benfeghoul, ist wie der Regisseur Marc Fehse kein unbeschriebenes Blatt in Sachen Splatter-Film. Mit Produktionen wie „Garden of Love“, „Legend of Hell“ oder „Seed 2“ unterstützt er schon seit einigen Jahren den heimischen Horrorkinomarkt. Eine Zusammenarbeit mit Fehse, dem bekennenden Van Damme- und Chuck Norris-Fan, der bereits im Action Adventure Road Movie „Sex, Dogz & Rock ’n‘ Roll“ Regie führte, war demnach naheliegend. Marcs Traum war es, einen Film über fliegende Haie zu drehen, wie Benfeghoul in einem Interview berichtet. „Er fragte seinen Bruder Carsten, was er von der Idee hielte, darüber einen Film zu machen. Carsten erklärte ihn für verrückt. Als Marc mich dann fragte, war er an der richtigen Adresse. Ich fand das super. Dann braingestormt und zack, waren Nazizombies mit im Spiel. Drei Monate später gab’s das erste Script, ein halbes Jahr später war der erste Dreh. Drei Monate danach gab’s das erste Promo. Und weitere drei Monate den Trailer. Das alles hat sich in einem Jahr ergeben.“

Ab Januar 2016 versammelt Fehse dann unter anderem Ralf Richter, Tobias Schenke, Robert LaSardo, Oliver Kalkofe sowie Michaela Schaffrath vor seiner Kamera. Die Dreharbeiten werden aller Voraussicht nach vor allem in Deutschland und Kanada stattfinden. Nach seiner Fertigstellung wird er dann bei einem größeren Filmfestival seine Premiere feiern und zeitgleich mit dem ersten Home Entertainment Release an die Unterstützer, die bereits durch einen Beitrag von lediglich 35 Euro auf „Kickstarter“ eine DVD und für 40 Euro eine Blu-Ray erwerben konnten, frei Haus versendet.

Schon im Teaser zu Sky Sharks, kann man erkennen, wie aufwendig die CGI- und Digitaleffekte geplant sind. Das Team versichert, diesen Standard nicht nur beibehalten zu wollen, sondern auch ihrer Leidenschaft für handgemachte Gore- und Bluteffekte ausgiebig zu frönen. „Our relationship with B-films goes a long way back. It was about time we made one of our own that uniquely blends CG with quality practical effects. Although you might not see this one coming, but we actually intend to take our story and the audience seriously while having a blast at the same time!“, erklärt der Regisseur Fehse in einem Interview.

Was bleibt einem da noch anderes übrig, als der Warnung des Filmteams zu gehorchen und sich 2017 auf das größte Horror-Haie-Nazi-Zombie-Splatter-Event zu freuen, das Deutschland je durchgebeutelt hat: „Was auch immer sie tun! Gehen sie auf keinen Fall ins Wasser und behalten sie den Luftraum im Auge! SkySharks are coming!“

skysharks.tv/

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