The Witcher 3: The Wild Hunt von CD Projekt Red ist endlich im Laden zu haben und wird von den Kritikern bejubelt. Was den wohl letzten Teil der Saga so besonders macht, erfahrt Ihr hier.
Und am Ende liegt es tatsächlich vor mir. Nach drei Jahren warten ist Witcher 3: Wild Hunt herausgekommen. Für alle Leser, die keine Zeit haben, hier auch gleich die Bewertung: Das Spiel ist großartig und wer nur im entferntesten Spaß an Action-Rollenspielen hat, kommt nicht drum herum, mit Hexer Geralt durch seine Welt zu reisen. Alle andere dürfen sich jetzt auf eine kleine Reise in die Welt von Geralt von Riva machen.
2007
2007 war in mehrerlei Hinsicht ein prägendes Jahr für Computer-RPGs. Zum einen kam Dragon Age: Origins auf den Markt und zeigte, dass Bioware nach wie vor gute Spiele machen kann. Zum anderen wagte sich ein kleiner, polnischer Entwickler in die große Gaming-Welt. Das Spiel The Witcher sollte ursprünglich als Mod für Neverwinter Nights erscheinen, schnell entschieden sich die Entwickler aber, das Spiel als eigenes Produkt herauszubringen. Ihre Firma nannte sich „CD Projekt Red“. Was den meisten Spielern in Westeuropa und Amerika zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt war: Die Welt, auf der The Witcher basierte, war die Idee eines polnischen Nationalschatzes.
Andrzej Sapkowski
Der Mann hinter Hexer Geralt heißt Andrzej Sapkowski und ist so etwas wie der polnische George R. R. Martin. Wie er auf die Idee des Hexer gekommen ist, erklärt er gerne so:
„Mein Thema war Fantasy, allerdings wollte ich etwas anderes als das genretypische und äußerst primitive Orks- und Trolleschlachten schreiben. Also beschloss ich, ein Märchen nachzuerzählen. Ein bekanntes Märchen über einen armen Schafhirten, der ein Monster besiegt, das sonst niemand besiegen kann. Ich dachte mir, was, wenn das Märchen nur ein Schatten der Geschichte ist, die sich wirklich zugetragen hat? In einer Welt, in der tatsächlich Monster die Menschen bedrohen, haben die sich sicher nicht auf arme Schusterjungen verlassen. Sie suchen sich sicher einen Profi.”
So entstand der Hexer Geralt von Riva und mit ihm eine ganz besondere Fantasy-Welt, in der Monster und Magier auf Rassismus, mittlalterlichen Aberglauben und politische Intrigen treffen. Hauptcharakter Geralt steht dabei ein ums andere Mal vor schweren Entscheidungen, die oft Konsequenzen haben, die er sich am Anfang nicht ausmalen kann. Das nahm auch das Spiel The Witcher auf und wirkte dabei erstaunlich erwachsen. Zum Glück für den Spieler heißt das aber nicht, dass Hexer Geralt seinen Humor verloren hätte.
Humor
Schon einmal einer alten Frau dabei geholfen, ihre Bratpfanne aus einem stinkenden Haus zu holen? Dieser und anderen Herausforderungen stellt sich Geralt mit viel trockenem Humor – und auch seine Gefährten verlieren nur selten ihren Sarkasmus. Das tut gut, ist es gerade bei dunkler Fantasy doch mittlerweile üblich, vor lauter Dunkelheit und Düsterins gerne einmal die angenehmen und schönen Seiten des Lebens zu unterschlagen. Dabei ist es gerade der Humor und die schönen Seiten an The Witcher, die das Dunkle und die Tragik der Welt noch deutlicher herausstreichen.
So viel Spiel
Im Spiel gibt es Tragik und Humor zu Hauf. Denn Witcher 3 ist riesig. Die Spielzeit haben die Entwickler irgendwo zwischen 25 und 150 Stunden bemessen. 25, wenn man durch die Hauptquesten pflügt, 150, wenn man wirklich alles macht. Im Gegensatz zu vielen anderen RPGs lohnt es sich dabei, so gut wie alles zu tun. Denn selbst die kleinsten Nebenquesten haben einen liebevoll gestalteten Hintergrund und allerlei interessante Charaktere – siehe die vorhin schon erwähnte Pfannensuche. Ein paar Meter weiter gibt es übrigens eine Suche der anderen Art, in der Geralt eine schwere Entscheidung zu treffen hat.
Entscheidungen, Entscheidungen
Entscheidungsprozesse in Computerspielen gehören zu den komplexesten Problemen, mit denen sich ein Entwickler beschäftigen muss. Wie schafft man es, dem Spieler Freiheit zu suggerieren und gleichzeitig den Programmieraufwand einigermaßen bewältigbar zu halten? Entwickler wie Bioware verlassen sich oft auf einen erkennbar guten und erkennbar schlechten Weg, den der Spieler einschlagen kann. Witcher 3: Wild Hunt macht das Gegenteil: Keine der unzähligen Entscheidungen, die Geralt im Spiel treffen muss, ist eindeutig gut oder böse. Viele haben Konsequenzen, die der Spieler nicht einmal ansatzweise einschätzen kann. Und die meisten ändern nur sehr wenig an der Welt an sich, da sie vor allem persönlicher Natur sind. Das macht sie aber gleichzeitig realistisch und nachvollziehbar. Sie sind außerdem tragisch und zeigen, dass die Welt des Hexers eine dunkle und grausame ist. Da der Spieler keine Ahnung hat, wie die Konsequenzen seiner Taten am Ende aussehen, muss er sich Zeit mit ihnen lassen. Er muss abwägen – wenn auch nur zwischen zwei unterschiedlichen Übeln, wie es oft der Fall ist. Ist Witcher 3 also ein perfektes Spiel? Mitnichten.
Macken
Eigentlich ist das Spiel sogar alles andere als perfekt. Geralt läuft wie ein Roboter und hat eine große Vorliebe dafür, genau dann Klippen runterzufallen, wenn es absolut unpassend ist. Außerdem gehen Waffen und Rüstungen viel zu schnell kaputt. In der Spielwelt gibt es Glitches und wer kein Tier von einem PC hat, kriegt das Spiel wohl nie zum Laufen. Das spannende ist aber, keine dieser Macken beeinflusst das Spielerlebnis negativ. Witcher 3 erinnert in diesem Bereich erstaunlich an Spiele wie Skyrim oder Grand Theft Auto, die den Spieler ebenfalls verschlucken und so begeistern, dass er über Wochen und Monate kein anderes Gesprächsthema mehr hat. Zufall aber auch, die beiden gerade genannten Spiele stammen auch von Entwicklerstudios, die bekannt für ihren Enthusiasmus und ihre Leidenschaft sind.
„Das ist unser Spiel“
Das ist vielleicht auch das Geheimnis von The Witcher 3: Wild Hunt: Immer wieder läuft alles bei den Machern zusammen. Als ich das Team von CD-Project Red zum ersten Mal auf der Gamescom 2010 kennenlernen durfte, waren seine Mitglieder von einem Enthusiasmus beseelt, der schon damals selten war. Er hat sich über die Jahre gehalten und ist stärker geworden. Beispiel: Die Tatsache, dass es diesen Trailer kurz vor Release gab und das, obwohl The Witcher zu diesem Zeitpunkt schon eine Million Vorbestellungen hatte. Bei jeder Präsentation, bei jedem Preview gaben sich die Entwickler so voller Vorfreude auf ihr Spiel, dass man gar nicht anders konnte, als dem Hype zu verfallen. Deshalb ist es umso schöner, dass er in diesem Fall gerechtfertigt war.
Kaufempfehlung
Bitte nicht allzu enttäuscht sein, wenn an dieser Stelle nur die Wiederholung der Einleitung kommt. Witcher 3: Wild Hunt ist ein riesiges, großartiges und mutiges Spiel, von einem leidenschaftlichen Entwicklerteam kreiert und eines der besten Rollenspiele, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat. Kaufen, spielen, eintauchen – worauf wartet Ihr noch?
The Witcher 3: Wild Hunt
Plattform: PS4, XBoxOne, PC
Entwickler : CD Projekt Red
NamcoBandai
bereits erschienen