Kurt Cobain: Montage of Heck.

Ich hab mir die Doku, die angeblich „zwanzig Jahre später, Herzen wieder von Neuem brechen wird“ (Rolling Stone) gleich nach Premiere im Gartenbaukino angesehen. Mein Herz wurde gebrochen, aber nicht aus gewünschten Gründen. Ich habe mir etwas Neues, Spannendes und Informatives gewünscht, bekommen habe ich ein Musik-Doku wie jede andere auch.

Nirvana Photo Shoot Kurt Gun 2

Ich hab mir die Doku, die angeblich „zwanzig Jahre später, Herzen wieder von Neuem brechen wird“ (Rolling Stone) gleich nach Premiere im Gartenbaukino angesehen. Mein Herz wurde gebrochen, aber nicht aus gewünschten Gründen. Ich habe mir etwas Neues, Spannendes und Informatives gewünscht, bekommen habe ich ein Musik-Doku wie jede andere auch.

Die Interviews

Ich persönlich fand die obligatorisch eingeschobenen Interviews von Familie und Angehörigen besonders schrecklich. Wer Nirvana kennt, weiß, was seine Mutter, Courtney Love und der Rest der Truppe dazu zu sagen haben. Es ist wirklich nichts Neues, das Courtney in der Schwangerschaft Heroin nahm und von ihren Freunden an die Klatschpresse verpfiffen wurde. Und ja, er war ein verstörter Jugendlicher, der von seiner Familie abgelehnt wurde und psychisch nicht am höchsten Ast war, wäre ich auch gewesen, wenn mich keiner hätte haben wollen. Das sind Informationen, die ich bereits wusste und die mich der Musik und der musikalischen Laufbahn in keinster Weise näher bringen.

Der Antiheld

Noch viel grauenhafter als diese versteckten Entschuldigungen und angeblichen Enthüllungen seiner engsten Vertrauten ist aber die Thematik der Abneigung bezüglich des Ruhmes, die er anscheinend hatte. In der Doku wird, wie überall woanders auch, erklärt, dass Cobain halt „anti“ gewesen sei und nie wirklich Erfolg haben wollte, Ms. Love sagt: „he just wanted to reach three million dollars and become a full-time junkie.“ Irgendwo auch verständlich, wenn man eigentlich nur Musik machen will, dir aber ständig alle an der zerrissenen Jeans hängen wie Motten. Zumindest ich habe es so verstanden, dass es nicht der Ruhm an sich war, der ihm auf die Nerven ging, sondern die Fans, die ständigen Interviews und der ganze Trubel um seine Person, die unter anderem damit begründet wurde, dass er eben anders sei und irgendwie kontrovers, halt ein Anti-Held, der eine ganze Generation anführt. Anti-Helden wollen keine Anhänger, die einen verehren wie eine schräge Sekte einen imaginären Gott. Er sagt es sogar selbst, dass er mit seiner Kunst möglichst viele Menschen erreichen wollte, aber wenn einen irgendwann alle nur noch aufgrund deiner Andersartigkeit verehren und wegen einem drogenabhängig werden, geht es längst nicht mehr um die Musik. Irgendwann beschloss die Band dann auch keine Interviews mehr zu geben, mit der Begründung: „the music speaks for itself.“ Tut sie auch, wenn man mal genau hinhören würde.

KC 3_ADULT KURT_Red Hair__Kurt Cobain at home featured in the film KURT COBAIN MONTAGE OF HECK

Die persönlichen Videobeiträge

Jemand, der sein Privatleben soweit wie nur irgendwie möglich der Öffentlichkeit vorenthalten wollte, wäre bestimmt wahnsinnig erfreut und fühlte sich quasi geehrt, wenn man intime Videos zeigt, in denen er mit seiner Frau auf Droge herumspinnt und seine Tochter beim Haare-Schneiden festhält. Da hat Frau Love auch nicht wirklich Rücksicht genommen, die alte Attention-Whore. Das merkt man schon allein an den Sequenzen, bei denen sie meint, er solle endlich mal in die Kamera schauen und anschließend ihre Brüste zeigt. Jetzt, wo er tot ist, kann man es ja machen, er selbst kann sich ja nicht mehr beschweren und umgebracht hat er sich ja schon genau deshalb.

Nach dieser herben Enttäuschung habe ich mir das Interview mit dem Regisseur nach dem Abspann nicht mehr angesehen. Am nächsten Tag musste ich es dann doch youtuben, bei:“[…] there is stuff in the movie, that parts of the family didn’t wanted to be in it,“ habe ich aber dann aufgehört. Ich glaube, man muss dazu nicht mehr wirklich etwas sagen.

Noch etwas Positives zum Schluss; die Cartoonisierung einiger Passagen aus seinem Leben sind ganz nett umgesetzt und die Lautstärke der Songs im Kino war erstaunlich und hat mich tatsächlich etwas berührt.

Fazit

Ich stellte offenbar falsche Erwartungen an die „most intimate rock doc ever“(Rolling Stone). Die musikalische Laufbahn wurde völlig außen vor gelassen, es ging im Endeffekt nur darum, warum Cobain angeblich so kaputt war und sich infolgedessen irgendwann umgebracht hat. Dinge, die wir schon zu oft gehört haben. Als gäbe es nichts anderes an Nirvana, was wirklich interessant wäre. Zum Beispiel warum sie solchen Erfolg hatten, was so fesselnd und neu an ihrer Musik war und warum dieser Hype immer noch nachhallt. Wahrscheinlich ist genau das die Antwort; weil sich alle nur für sein verkorkstes Leben interessieren, ein Leben, dass sie selbst nie haben wollen, eigentlich ist es Mitleid, dass die Menschen verspüren, nicht Achtung oder musikalische Wertschätzung. Vielleicht habe ich aber auch alles falsch verstanden. Schließlich kannte ich Cobain auch nicht.

Curt Cobain: A Montage of Heck
Regie: Brett Morgen
Verleih: Arts Alliance

Interview mit Brett Morgan: https://www.youtube.com/watch?v=7yXADGE-Ha0

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