Wenn Götter aufeinandertreffen – Die Comicvorlagen von Batman v Superman

Vor kurzem bekämpften sich DCs größte Helden, Batman und Superman (und Wonder Woman), auf der großen Leinwand, im Blockbuster „Batman v Superman – Dawn of Justice“.  Was einige nicht wissen, ist, dass Batman und Superman schon mehrmals gegeneinander angetreten sind. Welche Storylines aus den Comics als Inspiration für den Film dienten, das soll euch dieser Artikel verraten.

!!! WARNUNG: SPOILER für sowohl Film als auch die vorgestellten Comics! You have been warned!

Reclaimer: Bild entstammt nicht aus The Dark Knight Returns, sondern aus Jeph Loebs und Jim Lees Batman: Hush. Der Autor hat seinen Dark Knight Returns nämlich an einen Koautor verbogt und immer noch nicht retour bekommen...
Reclaimer: Bild entstammt nicht aus The Dark Knight Returns, sondern aus Jeph Loebs und Jim Lees Batman: Hush. Der Autor hat seinen Dark Knight Returns nämlich an einen Koautor verbogt und immer noch nicht retour bekommen…

„Always remember, in your most private moments, the man that beat you“ – Frank Millers The Dark Knight Returns

Die wohl deutlichste Vorlage und Inspiration für den Film ist Frank Millers 1986er Kult-Graphic Novel The Dark Knight Returns. Darin kehrt ein alter Bruce Wayne doch noch einmal als Batman auf die Straßen Gothams zurück, um seine inneren Dämonen zu besiegen, und gegen seine alten Erzfeinde Two-Face und Joker zu kämpfen.

Im letzten Band der vierteiligen Reihe schließlich entsendet die korrupte US-Regierung schließlich Superman, um dem Dunklen Ritter Einhalt zu gebieten. In Crime Alley, Batmans symbolischen Geburtsortes, kommt es schließlich zum großen Showdown zwischen den beiden ehemaligen Freunden. Und dieser spielt sich ähnlich ab wie im Film dargestellt: In seiner Titanium-Rüstung feuert Batman Raketen ab, macht Superman mittels Beschallung orientierungslos, und feuert sogar einen mit Kryptonitgas befüllten Pfeil auf den Mann aus Stahl.

Der große und bedeutende Unterschied zwischen Comic und Film besteht aber darin, dass Batman im Buch Superman nicht töten will, sondern nur einen Standpunkt vertreten. Zudem ist Millers Graphic Novel quasi das letzte große Abenteuer von Batman (auch wenn gerade eine zweite Fortsetzung veröffentlicht wird), und die letzte Konfrontation zwischen ehemaligen Helden, Jahre nachdem die Gerechtigkeitsliga aufgelöst wurde. Während hingegen der Untertitel des Filmes schon darauf aufmerksam macht, dass diese erst gegründet werden wird.

Eine Nachbildung es Kampfes aus dem FAZ-Lexikon über Batman
Eine Nachbildung es Kampfes aus dem FAZ-Lexikon über Batman

Aber nicht nur der Kampf ist aus dem Comic übernommen, auch der Fakt, dass wir es mit einem alten, überreifen Batman zu tun haben, der es aufgrund widriger Umstände noch einmal als Vigilant versuchen will, und dabei sehr hart auf- und zutritt, entstammt Millers Feder. Ebenso mehrere Dialogzeilen, wie zum Beispiel „We’ve always been criminals“, oder Batmans Häme über Superman während des Kampfes. Die Ermordung der Waynes ist Panel für Panel genauso übernommen, wie es im Comic beschrieben wird.
Zu guter Letzt finden sich auch die zahlreichen TV-Talk und Nachrichteneinblendungen im Film auch im Comic wieder, als gesellschaftlicher Kommentar darauf, wie die Leute auf Batman/Superman reagieren, inklusive des Cameos von Astrophysiker Neil deGrasse-Tyson.

Heroes die. Legends live forever – Death of Superman

Wie wir durch den spoilernden 2. Trailer schon erfahren haben, ist der Kampf zwischen Batman und Superman natürlich nicht das große Finale. Das gebührt der Trinity (Superman, Batman, Wonder Woman) gegen das kryptonische Monster Doomsday. Dieses ist in Comickreisen vor allem deshalb bekannt, weil es das Monster war, das Superman (scheinbar) getötet hat, und zwar in der Storyline Death of Superman Anfang der 90er Jahre. Viel Handlung besitzt diese ja nicht (Doomsday prügelt sich mit der Justice League, am Ende kann nur Superman es durch Einsatz seines Lebens aufhalten), wodurch es relativ einfach ist, den Stoff in jedwede andere Filmstoryline einzubauen.
Neben dem Schlagabtausch zwischen dem Mann aus Stahl und Doomsday ist eine interessante Parallele dahingehend zu entdecken, dass Superman sich sowohl im Film als auch im Comic für die Menschheit opfert, und diese beschützen will. Im Film fliegt er mit dem Mosnter aus der Stadt raus, und er selbst muss es töten, damit niemand sonst zu Schaden kommt. Ähnlich agiert auch der Comic-Superman, und verhindert so, dass ihm seine KollegInnen von der Justice League zur Seite stehen. Doomsdays Herkunft und Kräfte wurden für den Film angepasst und verändert, so ist er diesmal keine geklonte Kreatur aus dem Erbgut hunderter ermordeter Babys, welches sich nur regenerieren und anpassen kann, sondern hat als Lex Luthor-Zod-Phötus-Hybrid auch Hitzeblick und Explosionsmetamorphosen (und seine Origin-Story erinnert stark an die von Nuclear-Man aus Superman IV).

Apropos Luthor:
Eisenbergs Luthor ist definitiv eine noch nie dagewesene Inkarnation des Erzfeindes von Superman, doch auch seine Motivation und auch sein Plan sind nicht hundertprozentig geklärt. Fakt ist, dass er definitiv versucht, den Menschen den Glauben an Superman zu nehmen, indem er diesen in zweifelhaftes Licht rückt. Und das ist sein Plan in Brian Azzarellos Lex Luthor – Man of Steel, eine fantastische Superman-Geschichte aus der Sicht von Lex Luthor, in welcher es auch zu einer Kooperation zwischen Luthor und Bruce Wayne kommt.

Superman vs Doomsday
Superman vs Doomsday

Prophetische Träume– Final Crisis, Injustice, Flashpoint

Natürlich muss auch auf zumindest eine Traumsequenz eingegangen werden: In einem Alptraum erlebt Batman eine dystopische Zukunft, in welcher ein böser Superman mit seinem Gefolge die Welt erobert und ins Chaos gestürzt hat. Ein gewaltiges Omega-Symol in der Erde deutet aber daraufhin, dass Oberschurke Darkside, der Erzfeind allen Lebens, seine Finger im Spiel hat. Mehrmals schon hat er versucht, die Welt und das Universum zu versklaven. Zumindest im DC-Event Final Crisis ist ihm das gelungen, und konnte sogar einige Helden unter seine Kontrolle bringen, darunter auch Wonder Woman. Der böse Superman könnte eine Anspielung darauf sein.
Oder vielleicht hat auch das Videospiel Injustice – Gods among us damit zu tun: In dessen Storyline wird Superman dahingehend manipuliert, dass er Lois Lane tötet. Daraufhin verliert er den Verstand und nimmt die Welt unter seine Herrschaft, und vernichtet alles, was sich ihm in den Weg stellt, zB Batman.

Dieser Traum endet in einer anderen, weitaus verwirrenderen „Traumsequenz“, in welcher  Flash (Ezra Miller), der schnellste Mann der Welt, aus der Zukunft in die Vergangenheit gelaufen ist, um Batman zu warnen. Dadurch könnte er aber auch alles ändern. Und genau das passiert im großen Crossover-Event Flashpoint, und schafft so ein dystopisches Paralleluniversum ohne Flash und Superman, Thomas Wayne als Batman und einem Weltkrieg zwischen Atlantis und Themyscira, der Heimat Wonder Womans.

Hat der Film-Flash nun dieses dystopisch Alternativuniversum erschaffen, oder hat er mit seinem Cameo versucht, die alte Zeitlinie wieder herzustellen? Wir werden es bald erfahren.

Der Flash rennt durch die Zeit, um die alte Kontinuität wieder herzustellen... Flashpoint #5/5 (2012)
Der Flash rennt durch die Zeit, um die alte Kontinuität wieder herzustellen…
Flashpoint #5/5 (2012)

Batman doesn’t kill, except when he does

Zu guter Letzt möchte ich gerne noch ein kontroverses Thema adressieren: Viele Menschen waren davon irritiert, dass Batman in diesem Film Waffen verwendet und tötet, weil er das in ihren Augen noch nie gemacht hätte. Es stimmt zwar, dass seine Regeln besagen, keine Schusswaffen zu verwenden und oder zu töten, dennoch scheint er diese Regeln laufend zu brechen. In den meisten anderen Live-Action-Filmen tötet Batman, und verwendet auch Schusswaffen. Man erinere sich nur an die Ace-Chemicals-Eplosion in Tim Burtons Batman, oder den Truckfahrer in The Dark Knight Rises.

Aber nicht nur das, auch in den Comics hat er wiederholt lethale Gewalt angewendet. Sein allererster Auftritt endete damit, dass er den Bösewicht in ätzende Säure warf. Den ebenfalls in Batman v Superman auftretenden Schurken KGBiest hat er in dessen Comicstory (Ten Nights of the Biest) eingesperrt und verhungern lassen.
Und ein beschmiertes Robin-Kostüm in der Bathöhle deutet auch darauf hin, dass Batmans Sidekick Jahre zuvor vom Joker getötet worden war. Die Ereignisse von A Death in the Family werden sicher auch in dieser filmischen Version ihre Spuren auf der Psyche Batmans hinterlassen haben. Da ist es nicht verwunderlich, dass er weitaus aggressiver vorgeht als zuvor.

Fakt ist nunmal, auch wenn Batman seine Regeln bezüglich dem Töten hat, er diese hin und wieder doch auch bricht, was mMn nur seinen geisteskranken Charakter unterstreicht, und er deshalb so ansprechend ist.

Conclusio

Batman v Superman – Dawn of Justice greift auf einige Geschichten der jüngeren und älteren Comicgeschichte zu, und mischt alles zusammen. Manches davon funktoniert besser, manches weniger gut. Auf jeden Fall war dieser Artikel ein kleiner(!) Überblick über die bunte Geschichte von Batman und Superman, und zeigte, was diese Figuren schon alles erlebt haben.

Batman trägt noch immer die Waffe mit sich, durch die seine Eltern gestorben sind... Batman # 25 - Panini 2007
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