Castlevania – Lords of Shadow 2 ist das Finale der Lords of Shadow-Trilogie und der vorerst letzte Teil der Castlevania-Reihe. Es kam im Februar 2014 heraus und erhielt gemischte bis negative Kritiken. Das Spiel wurde von Mercury Steam entwickelt, und stellt einen Quasi-Reboot der Reihe um Dracula und die Vampirjäger-Familie Belmont dar. Als Fan der Castlevania-Reihe habe ich mich vergangenen Dezember endlich an das Spiel herangewagt, und gebe euch hier meine Erfahrungen wieder.
Story und Plot
Es sind dunkle Zeiten für den Fürst der Finsternis angebrochen. Dracula (Robert Carlyle) erwacht geschwächt, alt, und seiner Kräfte beraubt in einer alten Kirche. Sein Schloss und seine Diener sind längst vergangen, und haben einer modernen Stadt Platz gemacht. Kurze Zeit darauf bekommt der Vampir Besuch von seinem alten Feind / Verbündeten Zobek (Patrick Stewart leiht dem Fürsten der Necromanten seine Stimme) und bittet ihn um seine Hilfe: Satans (Jason Isaacs) Wiederauferstehung steht bevor und nur Dracula sei in der Lage, die Kinder des Teufels zu besiegen, und so Satans Rückkehr zu vereiteln. Erst dann endlich könne er den lang herbei ersehnten Tod erhalten.
Zuerst muss er aber seine Kräfte wieder erhalten. Doch Draculas Schloss und Diener werden von einem mysteriösen Blutorganismus, einer Manifestation von Draculas dunklen Wünschen, heimgesucht und übernommen, und stellen sich daher gegen ihren Herrn. Die Handlung des Spieles ist beizeiten etwas verwirrend und konfus, weil sehr viel passiert. Vor allem wird der Twist um die „Vergangenheitssektionen“, in denen Dracula sein Schloss wieder besucht, nicht ganz klar erklärt, ob diese nun nur in seinem Kopf stattfinden oder tatsächlich Vergangenheit sind – eine Plotlücke, die im Alucard-DLC noch mehr Kopfzerbrechen bereitet. Beide Storylines sind trotz einiger Stolpersteine eigentlich recht gut gelungen, der große Minuspunkt kommt allerdings davon, dass diese beiden eigentlich nie wirklich zusammenkommen. Hier wurde sehr viel Potenzial vergeudet. Auf der anderen Seite sind die Schriften über die Entstehung der Stadt und der Zeit zwischen Draculas vermeintlichen Tod im Prolog und seiner Wiederauferstehung in der Zukunft eine interessante Lektüre, die man überall in der Spielwelt finden kann.
Gameplay
Erstmals in der Geschichte des Franchise übernimmt der Spieler die Rolle von Dracula. Ausgestattet mit unterwältigenden vampirischen Fähigkeiten durchforscht ihr in zwei relativ offen gestalteten Spielwelten, eine moderne Stadt in der Gegenwart und Draculas Schloss in der Vergangenheit, gegen Dämonen, besessene Bürger, Ritter und die eigenen Diener. Hauptwaffe hierbei ist die Schatten- bzw. Blutpeitsche, welche wie Gabriel Belmonts Kampfkreuz aus dem ersten Teil für Direkt- und Abwehrangriffe einsetzbar ist. Zudem erhält Dracula die Macht über das Leereschwert, welches die Lichtmagie aus den Vorgängerteilen ersetzt und Leben wiederherstellt, während die Kraft der Chaosklauen ein Pendant zur Schattenmagie darstellt, und in der Lage ist, Rüstungen und Schilde zu durchbrechen.
Das Kampfsystem orientiert sich an bewehrten Hack’n’Slash-Titeln, und ist gut eingestellt. Auch wenn die Kamera diesmal frei beweglich ist – der größte Kritikpunkt aus dem Vorgängerteil wurde ausgemerzt – so verliert man doch manchmal die Übersicht, weil der übervolle HUD oftmals durch eingeblendete Nachrichten über verfügbare Upgrades die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Als Dracula bewegt sich der/die Spieler_in durch die Gänge des Schlosses, die Straßen der Stadt, und darf auch ein paar Klettereinlagen bestehen. Dabei kann sie/er auch Tische, Stühle, Kerzenhalter und andere Möbelstücke zerstören, um darin verwendbare Items, Bilddateien oder Erfahrungspunkte zu finden. Letztere werden für den Erwerb von Items im Laden des Chupacapras sowie das Upgraden der kämpferischen Fähigkeiten verwendet. Ein weiteres Gameplay-Element kommt in Form von Stealth-Einlagen. An mehreren Stellen im Spiel muss sich Dracula vor bewaffneten und unzerstörbaren Schergen verstecken, und verwandelt sich in eine Meute Ratten. Mit diesen kann er sich dann vorbei schleichen, zu versteckten Bereichen gelangen, oder diverse Kabel durchtrennen, um voranzuschreiten. Diese Stellen sind nur da, um die Story voranzutreiben, und bieten keinerlei Alternativrouten. Aber auch wenn es sich hierbei zum Glück nicht bloß um einmalig vorkommende Spieltechniken handelt, so wirken sie dennoch etwas fehl am Platz. Wenn man sich nach ¾ des Spiels nach wie vor in eine Ratte verwandeln muss, um Gegnern auszuweichen, trübt das den Spaßfaktor enorm, impliziert es schließlich, dass man keinen Dracula bei vollen Kräften spielt. Die wohl schwierigste Schleichmission ist insofern unlogisch, als dass man sich vor einem Gegner versteckt, der einen mit einem Schlag töten kann, nur um diesem dann 2 Minuten darauf in einem Bosskampf gegenüberzustehen.
Auffallend ist auch die Abwesenheit von Rätseln. Während Lord of Shadow 1 eine gute Balance zwischen Hack’n’Slash, Platforming und Puzzleeinlagen gemeistert hat, so hat sich er Nachfolger hauptsächlich auf Actioneinlagen verlassen und kaum Rätsel eingebaut. Die wenigen, die vorkommen, sind alles andere als knifflig und stören dadurch eher, als dass sie Abwechslung schaffen.
Figuren und Artwork
Ich muss schon sagen, dass das Artwork und Leveldesign wirklich gelungen ist. Die Umgebungen sehen trotz ihrer düsteren Farbgebung wunderschön aus, und vor allem im Schloss will man oft nur stehenbleiben und den Blick in die virtuelle Ferne schweifen lassen. Auch das Design der Figuren kann überzeugen. Jedoch stören die vielen freien Oberkörper von Dracula, Alucard und Satan doch. Hier wirkt es so, als würden die jeweiligen Protagonisten in einem Männlichkeitskampf stecken, wer das größere Sixpack hat. Gerade bei der Darstellung von Satan fällt das negativ auf. Konnte dieser im ersten Teil noch einen schlanken, gelenkigen und athletischen Körper aufweisen, so ist er in diesem Spiel zu einem Steroid-Monstrum mutiert. Und würde er nicht vom selben tollen Schauspieler gesprochen werden, würde man annehmen, dass er eine völlig neue Figur sei.
Das Voice-Acting ist an und für sich gut, jedoch wirken die Dialoge teilweise gestelzt und gelangweilt herunter gelesen. Gerade bei Robert Carlyles Dracula fällt das auf. Und wo wir gerade bei diesem sind: Ein großes Problem von Lords of Shadow 2 liegt in seiner Charakterisierung. Gerade wenn einem versprochen wird, dass man mit dem Fürst der Finsternis spielen darf, ist die Erwartungshaltung bezüglich dessen Diabolik doch recht groß. Leider benimmt er sich die meiste Zeit wie ein missverstandener Antiheld und macht nicht wirklich etwas Böses (einmal tötet er eine ganze Familie in einem QTE und lässt einen Zug entgleisen, worin aber nur Handlanger der bösen Acolyten sitzen). Ebenso sind einige Levels, wie der Sitz eines Waffenherstellers oder eine Irrenanstalt, komplett unausgelastet und nur minimalst in das Spiel integriert. Hier hätte noch wesentlich mehr geschehen können. Auch die Tatsache, dass man nach dem Showdown weiter die Stadt durchkämmen, das Finale gegen Satan aber nicht nochmal spielen darf, ist ein ordentlicher Wermutstropfen.
Conclusio
Alles in allem ist das Spiel okay, hat aber sehr viel Potenzial verschwendet. Vor allem in Anbetracht dessen, dass es der letzte Teil dieses Reboots sein soll, ist das Ende sehr enttäuschend. Die Thematik rund um Blutverbindungen ist wundervoll, jedoch auch nicht ganz ausgelastet. Die Musik ist ein Traum, auch wenn altbekannte Klänge der Serie doch stark vermisst werden. Das Gameplay ist bis auf kleinere Schnitzer in Schleichmissionen und dem Fokus auf Action größtenteils gut umgesetzt und das Artwork wunderschön. Man merkt dem Spiel an, dass es voller toller Ideen und Konzepte steckt. Nur hätten diese teilweise etwas ausgereifter sein können und die Entwickler hätten sich mehr auf die Stärken des Vorgängers verlassen sollen.
Castlevania – Lords of Shadow 2
Plattform: PS3, XBOX 360, PC
Entwickler : Mercurysteam Entertainment
Publisher Konami
bereits erschienen