Pixels 3D ist besser, als wir alle denken

Es ist nicht alles so schlimm, wie der Trailer vermuten lässt. Es gibt einen Q*bert.

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Ein Film über Arcade Games, die im besten Independence Day Style die Erde angreifen. Das ist schon mal ein sportlicher Ansatz für einen Sommer-Blockbuster, der garantiert auf ein Massenpublikum zugeschnitten ist. Vorneweg zwei Dinge: Erstens ist der Film nicht wirklich gut und zweitens aber auch keine Katastrophe.

Als der erste Trailer davon auftauchte, wie Adam Sandler und Kevin James sich auf die Jagd nach einem riesigen Pac-Man begeben war ich zumindest verwundert. Wenn der Jahresabonnent der Goldenen Himbeere sich an meiner Leidenschaft zu Videospielen vergreift, dann bin ich prinzipiell erstmal dagegen. Umso überraschter war ich, dass ich den Film zeitweise wirklich genossen habe – und das trotz der guten Portion an Dummheit, Sexismus und Peinlichkeit.

Über die beiden Protagonisten Sandler und James muss man kaum noch etwas sagen. Frauen gibt es auch, die sind aber nur Sexobjekt und/oder Statistin. Michelle Monaghan (Militärhottie vom Dienst) ist eine eiskalte Bitch und schlägt sofort den unmittelbaren Geschlechtsverkehr mit Adam Sandlers Sam Brenner kurz nach dem Kennenlernen aus – wie frech. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln. Die deutsche Synchronisation ist ein Grauen für Ohren und Hirn. Das ist aber prinzipiell gar nicht so schlimm, denn sobald jemand den Mund aufmacht, offenbart sich sowieso die ganze Grausamkeit des dämlichen Drehbuchs. Immerhin: Ein paar Mal musste ich lachen, wenn auch ein wenig beschämt (es ist schon plump, aber trotzdem lustig). Und Kinder lachen eh auch über die richtig dummen Witze, für Familien gibt es also kein Problem – außer, dass die Sprösslinge die ganzen 80er Referenzen möglicherweise nicht verstehen.

Die Stärke des Films jedoch ist der liebevolle Umgang mit Arcade Games. Galaga, Centipede, Pac-Man und Donkey Kong sind elementarer Bestandteil von Pixels 3D. Dieser verzichtet auf „Hallo liebe Kinder, so sahen Spiele mal aus“-Erklärungen und ist eine angemessene Verbeugung an die Anfänge des Gamings. Die CGI-Kämpfe gegen die Pixels sehen super aus und machen wirklich viel Spaß. Ich als Nerd freue mich über das Heldentum der Videospiel-Freaks, während die harten Army-Fritzen in die Röhre schauen. So gibt es beispielsweise eine Trainings-Sequenz, in der die beiden Profi-Spieler der krassesten Militärelite eine Drill-Einführung in die Spiele-Klassiker geben, oder eine andere in der Sandler und Josh Gad den Kampf gegen die Centipedes aufnehmen. Ich habe sofort Bock bekommt, mich in die Arcade-Halle meines Vertrauens zu begeben (okay, ich habe Galaga am 3Ds gespielt). Denn Pixels 3D ist für Nerds gemacht, vielmehr als es zum Beispiel Wreck-it Ralph war und das ist schön. Alle anderen fragen sich vermutlich, was das alles soll.

Einen sehr gelungenen Auftritt erhält Q*bert, der so süß und herzig ist, dass ich mich ein bisschen verliebt habe. Er steht den ProtagonistInnen auf ihrer Mission zur Seite und darf Trampolin springen. Ich möchte auch so einen Q*bert haben, bitte! Bei folgender Szene sehen wir übrigens ganz schön einen Mix aus überzogener Nostalgie und Augenzwinkern-Kritik am Gewaltüberschuss in zeitgenössischen Videospielen, am Beispiel von The Last of Us. Nun gut. Und Q*bert. Q*bert ist auch dabei.

Alles andere kann man wirklich in die Tonne treten, inklusive hanebüchener Love-Story und primitiver „Schau dir diese Trottel an“-Witze in bester The Big Bang Theory-Manier, die mit völlig überzogenen Klischees kokettieren. Kevin James ist der fette Typ, Adam Sandler der sympathische Tollpatsch, Josh Gad ist der creepy Obernerd und Peter Dinklage ist ein Rowdy (King of Kong, hello?). Zum Glück haben wir das alle noch nie gesehen. Wer Arcade Games mag und vollkommen hirnlose, aber doch irgendwie leidenschaftliche Szenen aus den Lieblingsklassikern sehen möchte, kommt hier aber irgendwie trotzdem auf seine/ihre Kosten. Und hey – es schaut echt cool aus! Wirklich!

Anstatt den Trailer anzusehen, schaut euch die Vorlage an:

Pixels 3D
R: Chris Columbus
Buch: Tim Herlihy, Timothy Dowling
D: Adam Sandler, Kevin James, Michelle Monaghan, Peter Dinklage
Sony Pictures
FSK-6, L: 106 min, ET: 24.7.2015

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