Lights Out – Schlafen geht nur noch wenn das Licht an ist

2690_Artworkposter_Adaption_LO_DinA3_DinA1_DinA0_k4.indd

Die Angst vor der Dunkelheit ist so alt wie die Menschheit selbst. Man weiß nicht, welche Gefahren in den Schatten auf einen lauern, und die Tatsache, dass man selbst nichts sehen kann, macht das Dunkle noch geheimnisvoller und unheimlicher. Viele Filme haben sich schon mit dieser Urangst der Menschen auseinandergesetzt. David F. Sandbergs „Lights Out“ ist nun die neueste Variante.

Becca (Teresa Palmer) eilt ihrem kleinen Halbbruder Martin (Gabriel Bateman) zu Hilfe. Der Junge hat nach dem kürzlichen Tod seines Vaters Schlafprobleme, und faselt etwas von einem bösen Geist im Haus, der anscheinend Gespräche mit ihrer beider depressiven Mutter Sophie (Maria Bello) führt, und welcher bei Licht verschwindet,. Natürlich können das nur fantasievolle Hirngespinste eines Kindes sein, oder? So würde das vermutlich Beccas Vielleicht-Freund Bret (Alexander DiPersia) sehen. Aber warum nur verspürt Becca nun doch das Bedürfnis, sich wieder mit ihrer entfremdeten Familie zu versöhnen, oder beim Schlafen das Licht anzulassen?

7

Die primäre Furcht

Lights Out basiert auf Sandbergs gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahr 2013, der im Internet Furore gemacht hat. Nachdem Hollywood auf diese Perle aufmerksam geworden ist, wurde der Skandinavier mit der Herstellung eines Langspielfilms beauftragt. Und Sandberg überzeugt auf allen Linien. Lights Out ist nicht nur bloß eine Langversion des Dreiminüters. Es ist ebenso ein Porträt einer zerrütteten Familie und deren Umgang mit Trauer, Depression und dem familiären Vertrauensbruch. Ähnlich wie bei The Babadook und anderen modernen Horrorfilmen wird der Horror als Metapher bzw. Allegorie für etwas anderes, herkömmliches genommen.

Und zu weiten Teilen hebt sich der Film auch von anderen typischen Horrorfilmen ab: Der Cast ist wunderbar, allen voran Bello und Bateman, und auch Palmer und DiPersia machen eine gute Figur (auch wenn Palmers Rehäuglein womöglich ein-/zweimal zu oft in den Kinosaal starren). Zudem ist es eine willkommene Abwechslung, dass keine der Figuren ein Idiot ist, und jeder relativ intelligent mit den Geschehnissen umgeht. Das merkt man schon zu Beginn. An manchen Stellen im ersten Akt gibt es zwar etwas holprigere Exposition, jedoch macht das visuelle Storytelling in späteren Szenen einiges wett.

17

Die Effekte sind größtenteils praktischer Natur, aber auch das – spärlicher – eingesetzte CGI fällt kaum auf. Die Kreatur selbst (wunderbar verkörpert von Alicia Vela-Bailey) ist Angst einflößend, und die Prämisse des Horrors wird vor allem durch cleveres Editing eingehalten. Zudem sei zu sagen, dass Sandberg nicht die ganze Zeit einfach nur dasselbe macht wie im Kurzfilm, sondern mit seinem Konzept spielt und immer wieder neue Elemente einbaut, sodass es stets frisch bleibt. Zum Monster sei noch zu sagen, dass es vom Ausschauen und von seiner Gebärde her sehr oft an frühe Höhlenmenschen erinnert, was ein sehr interessanter Aspekt in Zusammenhang mit der Urangst des Menschen ist, wie ich finde.

Zu erwähnen sei auch noch die kurze, genügsame Laufzeit, in welcher der Film keinerlei unnötiger Längen aufweist, und es trotzdem schafft, genügend Schrecken zu verursachen. Das liegt u.a auch am wirklich gelungenen und fokussierten Drehbuch.

Fazit: Are you afraid of the dark? You will be.

Lights Out ist ein brillant inszenierter Horrorfilm, der sowohl mit seiner Prämisse als auch mit Standardklischees des Genres spielt. Ein guter Cast verkörpert intelligente, empathische Figuren, die schon durch das Drehbuch Tiefe bekommen, und auf visueller Ebene (Beleuchtung, Kameraführung, Schnitt) ist der Film immens beeindruckend. Zudem besitzt der Filme eine weiterreichende Thematik und geht über bloßen Schrecken hinaus. Wer endlich wieder einen guten, immens gruseligen Horrorfilm sehen möchte, sollte diesen hier nicht verpassen.

Anmerkung: Anstelle des Trailers zeige ich euch lieber den Kurzfilm, mit dem alles begonnen hat.

Lights Out

USA, 2016, New Line Cinema, WB
R: David F. Sandberg
B: David F. Sandberg, Eric Heisserer
C: Teresa Palmer, Maria Bello, Gabriel Bateman, Alexander DiPersia, Billy Burke, Alicia Vela-Bailey
L: 81 min
FSK: 16
ET: 3.8.16

More from Bernhard Mairitsch
The Lobster – All you need is Love
Die skurrile Liebessatire The Lobster spielt es nur noch kurze Zeit im...
Read More
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert