Die Filme des britischen Regisseurs Guy Ritchie gehören für mich zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, sei es nun Lock, Stock and two smoking Barrels, Snatch oder RocknRolla. The Man from U.N.C.L.E. ist vielleicht kein Meilenstein des Agentenfilms – aber er macht zumindest Lust, sich mit einer Stange Zigaretten und einer Flasche Whiskey für ein Wochenende wegzusperren, und den ritchie’schen Filmkatalog abzuarbeiten.
In der Filmadaption der gleichnamigen englischen Agentenserie müssen sich zwei sehr ungleiche Spione – ein Amerikaner, Napoleon Solo (Henry Cavill) und ein Russe, Illya Kuryakin (Armie Hammer) – mit Nuklearwaffen, Ex-Nazis und vor allem sich selbst herumschlagen. Vom Feind zum Freund sozusagen. Mit dabei Gaby Teller (Alicia Vikander), die als Ex-DDR Bürgerin jetzt Lockvogel den beiden Streithähnen unter die Arme greift. Wir halten fest: es geht eigentlich um nichts, was man nicht schon in hundertfacher Ausführung gesehen hätte. Aber das ist vollkommen egal, denn Guy Ritchie ist Meister der Inszenierung und schafft es, diesen belanglosen Plot extrem unterhaltsam und kurzweilig zu gestalten.
Die drei HauptdarstellerInnen, allen voran Superman Henry Cavill und Lone Ranger (nicht so super) Armie Hammer liefern ab. Die beiden geben ihren Figuren nicht nur Profil und Persönlichkeit, sondern eine Dynamik zwischen den Figuren, die auf den Punkt stimmt. Die Konflikte zwischen den grundverschiedenen Spionen und ihrer unterschiedlichen Arbeitsweisen werden bis auf’s Äußerste ausgereizt und jeder kokettiert mit seinen fast schon liebenswerten Macken. Die SchauspielerInnen sind top, die cleveren, humorvollen Dialoge und die feine Situationskomik machen das mangelhafte Drehbuch allemal wett.
Untypisch für Ritchie sind die verhältnismäßig langen, ruhigen Einstellungen, die cleanen Bilder und eine Dichte an Dutchmans (das ist, wenn die Kamera so schief ist), dass man seekrank wird. Keine Jump Cuts, keine wirklich langen Kamerafahrten, und hell und bunt ist das Ganze auch noch. Vorbei die Zeiten des gritty Londoner Undergrounds aus Lock, Stock and two smoking Barrels, vorbei die dreckigen Kämpfe aus Snatch. Jetzt wird überlegt, ob man den Dior, oder den Pacco Rabanne Gürtel nimmt. Selbst Sherlock Holmes war so richtig schön schmutzig. Aber was soll ich sagen – ein bisschen frischer Wind tut auch einem Ritchie gut.
Soundtracks sind und bleiben allerdings sein Steckenpferd – der Original Score (Daniel Pemberton) ist dabei nicht besonders auffällig, aber schön und mit vielen Querverweisen an den italienischen Film der 60er Jahre. Die Songauswahl ist hingegen wieder super: Es gibt – Achtung! – eine fucking Dirty Dancing Referenz. Und ich hab sie erkannt, sofort, im Kino. Es gibt Zeugen. Anhand des Songs „Cry to me“, der übrigens richtig eingängig ist. Take this! Gaby tanzt dazu so wundervoll, wie nur eine besoffene Frau im Schlafanzug tanzen kann, und Illya ist hin und weg – wer wäre es nicht? Fantastisch.
The Man from U.N.C.L.E. ist sicher nicht Ritchies stärkstes Werk (das ist schon Lock, Stock, nicht Snatch, ha!), doch Swept Away und A Game of Shadows sind deutlich schlechter. Aber es ist eine schöne, leichte Sommerkomödie. Ich für meinen Teil, mache jetzt den Scotch auf, zünde eine Tschik an und sehe Jason Statham dabei zu, wie er gaunert. Das ist nie verkehrt!
Es ist übrigens besser, wenn ihr den Trailer nicht vorher seht, deshalb habe ich ihn nicht verlinkt. Dafür ein Making-of Schnipsel, in dem man schöne Menschen sieht, die gut angezogen sind. Ich möchte einmal alles, bitte. Danke.
Codename U.N.C.L.E. (The Man from U.N.C.L.E.)
R: Guy Ritchie
D: Guy Ritchie
Cast: Henry Cavill, Armie Hammer, Alicia Vikander, Elizabeth Debicki, Hugh Grant
Laufzeit: 116min; FSK: 12, Start: 13.08.2015