Terminator Genisys

Alan Taylor ("Game of Thrones", "Thor- The Dark World") führte Regie beim 5. Teil der Sci-Fi-Action-Reihe Terminator. Arnold Schwarzenegger kehrt in seine Paraderolle zurück und wird dabei von Emilia Clarke und Jai Courtney unterstützt. Doch kann "Terminator Genisys" überzeugen und das Franchise zu alten Stärken zurückführen?

Terminator Genisys

Alan Taylor (Game of Thrones, Thor- The Dark World) führte Regie beim 5. Teil der Sci-Fi-Action-Reihe Terminator. Arnold Schwarzenegger kehrt in seine Paraderolle zurück und wird dabei von Emilia Clarke und Jai Courtney unterstützt. Doch kann Terminator Genisys überzeugen und das Franchise zu alten Stärken zurückführen?

Nachdem am 29. August 1997, dem Tag des Jüngsten Gerichtes, das Computerprogramm Skynet ein eigenes Bewusstsein erlangt, und der Menschheit den Krieg erklärt hatte, liegt die Welt in Trümmern. Die Maschinen haben die Kontrolle übernommen. Die wenigen überlebenden Menschen werden versklavt oder kämpfen im Widerstand unter Führung von John Connor (Jason Clarke). Dieser gilt als Messiasfigur, weiß er doch viele Sachen über Skynet und kann teilweise scheinbar die Zukunft vorhersagen.

Nun ist der Tag der Entscheidungsschlacht gekommen, und wirklich: Der Menschheit (darunter u.a. auch Doctor Who-Star Matt Smith) gelingt ein globaler Sieg über Skynet. Doch die Maschinen haben einen letzten Trumpf im Ärmel: Sie senden eine ihrer tödlichsten Infiltriercyborgs, den Terminator (Motion Capturing sorgte für einen verjüngten Arnold Schwarzenegger) in die Vergangenheit, in das Jahr 1984, um Johns Mutter Sarah (Emilia Clarke) zu töten, bevor John geboren werden kann. Der Widerstand schläft nicht, und schickt seinerseits Johns rechte Hand, den für diese Postapokalypse ungewöhnlich gut genährten und durchtrainierten Soldaten Kyle Reese (Jai Courtney), zurück. Reese soll Sarah finden, sie vor dem T-800 – so die Version des bösen Terminator – beschützen, und, was er selbst noch nicht weiß, mit ihr schlafen und so die Existenz von John Connor sichern.

Doch bei seiner Ankunft ist nichts so wie erwartet: Sarah braucht keine Hilfe, im Gegenteil ist sie es, die ihn vor einem anderen Terminator (Byung-hun Lee), der aus flüssigem Metall besteht, rettet. Und was ist mit dem T-800? „We already took care of him“, erklärt Sarah, und bezieht sich auf sich und ihren Beschützer: ein weitaus älteres T-800-Modell (Arnold Schwarzenegger, der Echte). Die Vergangenheit hat sich verändert, nichts ist so, wie es war. Doch wenn sich Vergangenheit und Gegenwart ändern können, dann muss das vor allem auch für die Zukunft gelten. Und wer weiß, vielleicht lässt sich so auch der Tag der Abrechnung und die nicht so rosige Zukunft vereiteln…

„I’ve been waiting for you“

Terminator Genisys (übrigens kein Tippfehler!) ist der fünfte Teil der langlebigen Terminator-Reihe, und versteht sich als (Semi-)Relaunch und Reimagening der ersten beiden Teile. Wie viele andere Franchises auch, ignoriert er dabei (teils zurecht) Teil 3 und 4, und versteht sich als das wahre Sequel zum großartigen Terminator II – Tag der Abrechnung. Und aufgrund seiner Position werden die Ereignisse aus Teil 1 und 2 aufgehoben. Allerdings müssen diese Filme dennoch geschaut werden, um die Handlung, Anspielungen der Figuren und sogar die Herkunft gewisser Figuren selbst (der T-1000 sowie die Bedeutung des bösen T-800) zu verstehen.

Und auch wenn Teil 3 und 4 ignoriert werden, so entnimmt der fünfte Film sehr viel von deren Handlungselementen, vor allem vom ursprünglichen Drehbuch von „Terminator Salvation“ sowie ein paar Dinge aus der kurzlebigen Fernsehserie „Terminator – The Sarah Connor Chronicles“.

Seltsamerweise übernimmt der Film jedoch nicht eines der logischsten Elemente aus dem 4. Film: Die vollautomatisierten Moto-Terminatoren fehlen, und stattdessen befehligt Skynet Terminatoren, die Trucks fahren, was zu einem der lächerlichsten Momente des Franchise wird (wovon es im Film leider noch einen gibt).

Ansonsten wird die Zitatesammlung komplettiert durch die aus der Reihe berühmten Sätze „I’ll be back“, „Come with me if you want to live“ oder „Get Out“. Arnie rechnet auch mit seiner eigenen Filmographie ab, als er – mehrfach – betont, alt, aber nicht unnötig zu sein. Der filmdefinierende Satz wird aber vermutlich „I’ll be there“ sein, da dieser One-Liner den Zeitreise-Aspekt sehr schön einfängt.

„I’m old, not obsolete“

Schwarzenegger ist die größte Stärke des Filmes. Er ist nach wie vor der (gute) T-800, und spielt ihn mit viel Leidenschaft. Insofern ist der Film die logische Fortsetzung von T2, als dass der Film – zumindest in Ansätzen – versucht, die Beziehung zwischen Robo-Ersatzvater und seinem Schützling, in diesem Fall Sarah Connor – weiter zu entwickeln. Leider sind diese Charaktermomente sehr selten, und fühlen sich zwischen der ganzen Action wie isolierte, plakative Stellen an. Einen Beitrag dazu leistet sicher auch die fehlende emotionale Kompetenz von Emilia Clarke und Jai Courtney. Nicht dass sie schlechte Schauspieler seien (außer Jai Courtney), aber einerseits wird die nicht vorhandene Chemie zwischen ihnen nicht als mögliches dramatisches Potenzial ausgenutzt, und zweitens fehlt es vor allem Clarke an charakterlicher Tiefe. Gerade dadurch verliert der Schluss und Showdown des Filmes auch an dramatischer Glaubwürdigkeit.

Wibbly-wobbly timey-whimey… stuff

Die erste Hälfte des Filmes ist sehr gut und spannend gelungen. Der Zuschauer kann wie in einem Krimi versuchen herauszufinden, was los ist und wie die verschiedenen Zeitlinien zusammenhängen. Nebenbei gibt es das obligatorische Sequel-Bait, in dem einige Fragen bewusst offen gelassen werden, um in der Fortsetzung aufgeklärt zu werden.

Left to right: Emilia Clarke plays Sarah Connor and Jai Courtney plays Kyle Reese in Terminator Genisys from Paramount Pictures and Skydance Productions.
Left to right: Emilia Clarke plays Sarah Connor and Jai Courtney plays Kyle Reese in Terminator Genisys from Paramount Pictures and Skydance Productions.

Ab dem Zeitpunkt aber, wo ein großartiger (und mittlerweile in den Trailern, Spots, im Marketing und am Poster gespoilerten) Twist eintritt, verliert sich der Film in überspitzter Action. Diese ist zwar handwerklich gut gemacht, bleibt jedoch kaum in Erinnerung, und besitzt keineswegs das Spannungspotenzial der Vorgänger. Hierbei schadet dem Film auch die Altersfreigabe ab 12, welche Teil 1 bis 3 nicht hatten. Die zweite Hälfte ist eben deutlich schwächer als der Anfang des Filmes.

Ein weiterer Qualitätsunterschied von erster und zweiter Hälfte ist der Fakt, dass die Figuren in ersterer versuchen, ein Geheimnis zu lüften, dass garantiert nicht aufgeklärt wird, und in letzterer ein Twist offenbart wird, der dem Zuseher zuvor schon präsentiert wurde („Iron Man 3“ lässt grüßen!).
Allerdings glänzt der spätere Teil des Filmes durch die Präsenz von J.K. Simmons, der einfach jeden Film aufwerten kann.

Verdikt: „Hasta la vista, baby“

Ich weiß, ich klinge sehr bitter und scheine den Film zu verreißen. Allerdings ist das Gegenteil der Fall: Ich mag „Terminator Genisys“, und bin ebenso der Auffassung, dass es das wahre Sequel zu Terminator 1 und 2 ist (auch wenn ich Salvation mag). Er hat super Konzepte und Aspekte, die jedoch mehr integriert und ausgearbeitet gehört hätten. Sehr viel davon wurde aus den vorhergegangenen Teilen recyclet, wodurch der Film doch auch etwas an Originalität verliert. Schwarzenegger ist endlich wieder in der Rolle seines Lebens auf der Leinwand zu sehen, und seine Präsenz gehört zu den Highlights des Filmes. Nach einer tollen ersten Hälfte aber wird der Film zu einem stumpfen Actionspektakel mit wenig Erinnerungswürde degradiert.

Am meisten leidet der Film jedoch an dem fehlgeleiteten Marketing, das einen großartigen Storytwist gespoilert hat, ohne dem im Film etwas nachfolgen zu lassen. So bleibt sehr viel ungenütztes Potenzial auf der Strecke. „Terminator Genisys“ ist ein sehenswerter Sci-Fi Actionfilm mit einigen Patzern und ungenütztem Potenzial, der vor allem Fans des Franchises erfreuen kann. Leute, die noch nie einen Terminator-Film gesehen haben, sollten aber befürchten, einige Storyelemente nicht verstehen zu können.

https://www.youtube.com/watch?v=62E4FJTwSuc

(Garantiert Spoiler-freier Trailer)

Terminator Genesis
R: Alan Taylor
Buch: Laeta Kalogridis, Patrick Lussier
D: Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke, Jason Clarke, Jai Courtney, J. K. Simmons
Universal Pictures
FSK-12, L: 126 min, ET: 9.7.2015

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2 Comments

  1. says: Dominik

    Schöne Review,bleibe aber trotzdem unschlüssig ob ich dafür ins Kino gehen. In einem Punkt muss ich hingegen widersprechen, der dritte Teil schlägt Salvation um Längen. Welcher für mich den unsinnigsten Plot und die mit Abstand schlechtesten Frauenfiguren der Reihe hatte.

    1. says: Bernhard

      Nein, der Dritte ist eine Parodie, von Leuten, die Terminator weder mochten noch verstanden haben.(geben sie im Audiokommentar zu) Zeitliche Ungereimtheiten (John Conor soll 13 gewesen sein in T2?!) kommen auf, weil es ihenn einfach wurscht war. Er versucht kaum Neues, sondern will ein eine sichere Wiederholung von T2 sein. Die TX ist der wohl unfähigste Killerroboter überhaupt (der T-850 ist auch nit besser). Und warum wird sie einen Tag vor Judgement-Day zurückgeschickt, um die Leutnants von John Connor zu töten, wenn diese (wie John und Kate auch) eh durch Judgement Day draufgehen würden? Und noch vieles mehr.
      Salvation war zu ambitioniert für sein eigenes Wohl, und das Studio hat nach dem geleakten Drehbuch nach Umarbeiten und Nachdrehs verlangt, sodass der clevere Twist, dass Menschen mit den Maschinen zusammen arbeiten, wegfiel, und auch das ambitionierte vage Ende mit Marcus, der sich die Haut von John Connor überzieht, weggelassen wurde.
      T4 hatte dennoch die besten Schauspieler, und zugegeben, seine Frauenfiguren hatten kaum Bedeutung, waren aber immer noch besser als die TX (und ja, ich bezeichne den TX als weibliche Figur.) Was hier bei T3 präsentiert wurde, könnt man schon als Sexismus/ Misogenie durchgehen lassen.

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