LOVE – Ein Film über Liebe, Schmerz, Sex und Enttäuschung

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Gaspar Noés vierter Film ist nach Seul contre tous (1998), Irréversible (2002) und Enter the Void (2009) ein weiteres visuelles, emotionales und offenbar skandalträchtiges Meisterwerk. Wer die anderen Filme bereits kennt, bekommt genau das, was er erwartet. Einen Film mit erstaunlich inszenierten Liebeszenen, leicht neurotischen und unsymphatischen Charakteren und provozierenden Kameraeinstellungen.

Liebe und Schmerz

LOVE ist dem Titel entsprechend affektiv und auch ein klein wenig pathetisch, manch eine/r möge sogar behaupten kitschig. So wie Liebe eben manchmal leider wirklich ist. Im Gegensatz zu anderen Liebesgeschichten besticht diese aber durch Authentizität und perfekte Inszenierung.
Murphy (Karl Glusman) und Elektra (Aomi Muyock) verkörpern ein junges, frisch verliebtes Paar, das leicht naiv glaubt die ewige und unendliche Liebe gefunden zu haben. Ihr gemeinsames Leben dreht sich primär um Sex, Drogen, ihre Abhängigkeit voneinander und der daraus resultierenden Eifersucht. Diese Geschichte wird mit all ihren kleinen wichtigen Details so personennahe und intim geschildert, dass es selbst dem distanziertesten Zuschauer ein klein wenig weh tut. Aber das sind wir von Noé bereits gewohnt. Es muss immer ein wenig weh tun. Manchmal auch ein wenig mehr.

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Sex

Entgegen vieler Meinungen ist LOVE kein Porno. Zumindest keiner, wie wir ihn für gewöhnlich definieren. Die zahlreichen Sexszenen zeigen detailreich und offen, wie Sex wirklich ist. Sie sprechen kein spezifisches Geschlecht an, sind handlungsbezogen und emotional aufgeladen. Abgesehen davon sind sie ästhetisch ansprechend, aber nicht unbedingt erregend. Für viele mag dieser Film innovativ, viel zu explizit oder gar verstörend sein, weil man Derartiges vermutlich noch nie im Kino öffentlich sehen konnte (Selbst Nymphomaniac (Lars von Trier, 2013) kann da meiner Meinung nach nicht mithalten). Genau damit kokettiert Noé stark, wie man bereits in der Eröffnungszene erahnen kann. Wer sich demnach unwohl fühlt einem verliebtem, heterosexuellem Paar minutenlang beim Sex (nicht ausschließlich miteinander) zuzusehen, sollte sich besser eine Hollywoodromanze ansehen.
Ich persönlich finde allerdings, dass es etwas zu viel des Guten ist. Der Film dauert über zwei Stunden, da hätte man die ein oder andere intime Szene, die beinahe dasselbe zeigt wie die vorherige, durchaus weglassen können.

Enttäuschung

Vor allem in den intensiven Streitszenen besticht Muyock (Electra) nicht durch schauspielerisches Talent, hier merkt man leider ihre fehlende genretypische Ausbildung. Das ist etwas schade, aber nicht unverkraftbar. Generell waren die Dialoge oft etwas unmotiviert, sie wirkten teilweise in die Handlung reingeworfen, ohne referenziellen Zusammenhang und zum Verständnis beitragende Ausführung. Abgesehen davon waren mir die häufigen leicht narzisstischen, selbstreferierten Anspielung des Regisseurs ein wenig zu dick aufgetragen. Das Papierhochhaus aus Enter the Void und der Name des Babys (Gaspar) hätten dann doch gereicht. Und ja, wir wissen alle, was Murphy’s Law ist und hätten dies auch ohne Hilfe dem Protagonisten zuschreiben können – eine völlig unnötige und leider auch unpassende Einblendung, die sich am Ende dann gewissermaßen wiederholt. Wobei meine leichte Enttäuschung bezüglich des Ausgangs der Geschichte da wohl miteingerechnet werden muss. Vielleicht verstehe ich auch einfach den Humor des Regisseurs nicht.

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Fazit
Meiner Meinung nach ist LOVE ein unverzichtbares Liebesdrama. Ein authentischer, wunderschön inszenierter Film über Liebe und allem, was dazu gehört. Wer also kein Problem mit häufigen und expliziten Sexszenen hat und gern stimmungshafte, wenig dialoglastige Filme sieht, sollte sich diesen auf jeden Fall ansehen.

https://www.youtube.com/watch?v=Y27d-J8Ar3k

Love

R: Gaspar Noé
D: Gaspar Noé
C: Aomi Muyock, Karl Glusman, Klara Kristin
Laufzeit: 136min; FSK: 18; Kinostart (AT/DE): 01.01.201

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