Zum 40-jährigen Jubiläum der Jaws-Reihe beschert uns Regisseur Max Spielberg den neuesten Eintrag in das Franchise. Der Fluch des Weissen Hais ist hierbei die Fortsetzung des Reboots Die Rückkehr des Weissen Hais (Jaws Origins – The Return) – obgleich er sich seiner Vergangenheit bewusst ist und einige Referenzen auf die Geschichte des Franchises eingeht. Wir verraten euch, ob der Film was taugt.
This time it’s really REALLY personal
3 Jahren nach den Ereignissen des neuen „ersten“ Teils begeben sich die Überlebenden rund um Sarah Mitchell (Elisabeth Olson) auf die Ferieninsel Amity, um dort zu entspannen. Doch als durch die immerstete Zerstörung der Natur durch den Menschen die Rückdrängung der Meere auch das Ferienparadis Amity befällt, kommt es zu vermehrten Angriffen auf die Touristen durch Haie. Als dann ein plötzlich durch einen Tornado ausgelöster Tsunami dann auch noch für Überschwemmungen im Ort sorgen, sind die Menschen nicht mal mehr am Land vor den Haien sicher. Sarah und ihre Mitstreiter kämpfen ums Überleben, und entdecken dabei Grauenhaftes: Ihre eigene Verbindung zum mordenden, weißen Hai…
Hollywoods Godzilla
Die Weisse Hai-Reihe hatte über ihre 40-Jahre lange Existenz einige Höhen und Tiefen. Es gab nur soviele Geschichten, die man mit Haien erzählen konnte. Als mit Der Weisse Hai – Feuchte Verführung der absolute Tiefpunkt erreicht war (leider, wie ich finde, denn ich fand den avantgardistische Neuinterpretation des erstens Teils sehr ansprechend), war ein Reboot des erfolgreichen Franchises unvermeidbar. Und das machte sich bezahlt. Christopher Nolans realistischer Zugang, den er schon bei seinem Batman-Reboot durchgesetzt hatte, errang der Filmserie, die bereits im Weltall und im Internet gespielt hatte, neuen Boden. Für das 40-Jährigen Jubiläum verpflichtete das Studio aber einen anderen Regisseur, nämlich Max Spielberg, dessen Vater Steven Spielberg anno 1975 zum ersten Mal dem Publikum die Angst vorm Wasser beigebracht hatte.
Spielberg unternimmt wieder eine andere Herangehensweise, will er doch die größten Hits der Filmreihe irgendwie unterbringen. Der Versuch ist toll gemeint, leider macht er dabei aber den Fehler, den Reboot-Charakter des Vorgängers ad absurdum zu führen, indem er den originalen ersten Teil in diese neue Kontinuität miteinbezieht. So erzählt ein alter, als verrückt geltender Fischer (Richard Dreyfuß in einem tollen aber zu kurzen Cameo) über Haiangriffe, die anno ’75 um Amity stattgefunden haben sollen. Hier wird der titelgebende Fluch ins Spiel gebracht. Diese Verbindung sorgt allerdings für einige Irritation, fragt man sich doch, inwiefern nun die Fortsetzungen Teil dieser Geschichte sind. Andere Referenzen funktionieren hierbei weitaus besser, sind sie doch nicht Teil der Handlung, sondern nur kurze Inserts oder spielen sich im Hintergrund ab.
A Mega Shark’s Tale
Ansonsten ist Spielbergs Regie ziemlich solide auch wenn er den Realismusansatz wieder über Bord wirft. Er hat sein Handwerk von seinem Vater gelernt, und setzt gekonnt einige Kniffe, die den ersten Teil groß gemacht haben um. So dauert es doch eine Weile, bis wir die ersten Haie in Großaufnahme sehen. Der erste Akt hält diese noch bedeckt, und baut das Mysterium auf. Als der Hai dann enthüllt wird, muss man aber leider sagen, dass er immer noch ziemlich falsch aussieht. Elisabeth Olson spielt wie immer hervorragend, auch der restliche Cast, zu dem immerhin auch der aus dem Ruhestand zurückgekehrte Sean Connery in einer wegen SPOILER-Gefahr nicht weiter definierten Rolle gehört, ist hervorragend. John Barrowmans als männliches Love Interest zu Elisabeth Olson wirkt aber irgendwie fehl am Platz, vor allem ihre gemeinsame heiße Liebesszene unter der Dusche passt einfach nicht zum restlichen Film.
Eines der größten Herausforderungen des Jaws-Franchises ist es immer gewesen, den Hai auf eine originelle und beeindruckende Art zu töten/ besiegen (oder im Fall von Teil 6, 12, und 17: zu zähmen). Spielberg stand hierbei in großen Schuhen, immerin hatten wir schon explodierende, elektrifizierte, geplatzte, eingefrorene, verbrannte, geschmolzene, zombifizierte, an Altersschwäche verreckt, zersägte, von innen heraus aufgefressene und sogar ertrinkende Haie. Für den 19. Teil ein passendes Pendent zu finden, ist wirklich schwierig. Ohne aber zu spoilern kann ich aber sagen, dass die Sterbeart in diesem Film das meiste vorangegangene in den Schatten stellt, und auch originell bleibt.
Verdikt: „We gonna need a bigger island!“
Der Fluch des Weissen Hais versucht, den Reboot mit dem Originalfilm zu vereinen, was zu deutlichen Irritationen führt. Die Handlung ist neu und originell, ist aber gleichzeitig auch vollgepackt mit Referenzen auf die anderen Filme. Die „Rettet die Erde“-Botschaft ist zwar nicht so nervig in den Film gewoben, wie in früheren Teilen (Mit schaudern fühl ich mich an Der Weisse Hai Manhattens zurückerinnert, mit Bond-Bösewicht Richard Kiel als „Jaws“), widerspricht sich aber mit der Thematik der „Bosheit der Natur“. Jedoch kann der Film vollends durch seinen Cast, den originalen Soundtrack von John Williams und der wohl besten Todesart für einen Hai überzeugen.
Der Fluch des Weissen Hais – Jaws 19 (OT: Curse of Jaws)
R: Max Spielberg
D: Max Landis
Cast: Elisabeth Olson, John Barrowman, Richard Dreyfuß, Samuel L. Jackson, und Sean Connery als „Der Hai“
FSK 12
Universal Studios
Erscheinungsdatum: 21.10.2015