CHESTO – At the Checkout

Wer beim Anblick von Voxel-Food zu sabbern beginnt, sollte sich CHESTO ansehen. Und wer sich immer schon mal gefragt hat, wie es eigentlich den Menschen hinter der Supermarkt-Kassa geht, findet bei diesem Spiel zumindest die Bestätigung, dass man sich bisher als Kundschaft immer sehr sehr nett verhalten hat - denn, wie wir alle wissen: Kundschaft kann echt ziemlich fies sein.
CHESTO Screenshot Pizza
CHESTO Screenshot Pizza

Wer beim Anblick von Voxel-Food zu sabbern beginnt, sollte sich CHESTO ansehen. Und wer sich immer schon mal gefragt hat, wie es eigentlich den Menschen hinter der Supermarkt-Kassa geht, findet bei diesem Spiel zumindest die Bestätigung, dass man sich bisher als Kundschaft immer sehr sehr nett verhalten hat – denn, wie wir alle wissen: Kundschaft kann echt ziemlich fies sein.

„Hey Kathi, magst du CHESTO spielen und für die Uschi drüber schreiben?“ Ohne lange nachzudenken, eine offensichtliche Zusage. Sieht doch super aus, das Spiel, so fein voxelig! Ich glaub, da geht’s um einen Supermarkt, oder? Laut Trailer steht man da selber an der Kassa, oder? Ich denke, das wird schon irgendwie klappen, so viel werde ich da nicht falsch machen können.
Falsch machen? Nicht so richtig. Aber ich empfehle: viel Zeit einplanen – zum testen, lustig finden, sich ärgern und über sich selbst lachen, und nochmal versuchen. Weiters spielt sich das Ganze in einer Umgebung, in der Ausrufe der Frustration durchaus toleriert werden, wesentlich entspannter. Und ja – das meine ich alles durchaus positiv!

Can we have a faster cashier please?

CHESTO erklärt sich von allein – und so mag ich das. KundInnen kommen, Waren liegen am Band. Easy: das Band ziehen, die Waren scannen, die Waren in das Einkaufswagerl geben/werfen/schleudern. Nächste Kundschaft, Warentrenner vom Band geben – und wieder von vorne: Band ziehen, scannen, werfen. Es dauerte einige Zeit, bis ich den Dreh vollkommen draußen hatte. Wie im echten Leben, werfen die Menschen ihre Waren ohne ein System auf das Band – und man darf diese Waren so lange drehen, bis die Lesestreifen vom Scanner erkannt werden. Gar nicht so einfach, die Karotten immer gleich richtig zu drehen! In der Voxelumgebung fällt irgendwann die Uhr im Hintergrund auf. Der Supermarkt hat bis 20:00 geöffnet, und bis dorthin müsste man fertig sein. Natürlich stelle ich mich zunächst nicht wahnsinnig gut an, denn um Punkt 20:00 erscheint die Chefin. Überstunden werden also nicht bezahlt, und dann werde ich (und das hatte ich von Anfang an befürchtet) nach der Schicht auch noch gefeuert – ziemlich schnippisch, diese Chefin! Egal – noch mal! Und diesmal bin ich FIX um 19:50 fertig, da bin ich mir sicher! (Mehr oder weniger…)

CHESTOFired

Sehr gefährlich für meine Scan-Versuche, aber mindestens genauso lustig – die Kommentare der fleißigen EinkäuferInnen, und die Figuren selbst. Gefährlich deswegen, weil man die Kommentare natürlich alle lesen will, und das Lesen neben dem Scannen halt doch sehr ablenkt – aber ich garantiere, es lohnt sich! Die Figuren kennen wir alle aus dem real life – natürlich kommt der Bauarbeiter und kauft sich eine Wurstsemmel, detailgetreu mit dem Gurkerl drin. Der Hippie, der sich scheinbar nur von Äpfeln, Gurken und Karotten ernährt, schimpft dann doch ganz gerne, wenn so eine Gurke dann auf den Boden fällt – „That’s even too organic for me“. Als dann zwischen den vielen Kommentaren die Mutter mit den zwei Kindern „Zweite Kassa, bitte!“ verlangt, muss ich unweigerlich lachen. Österreichische Klischées, ahoi!

Dass man bei harter Arbeit nur den Mindestlohn bekommt, ist irgendwie so traurig, dass es schon wieder lustig ist (und einfach viel zu nahe an so mancher Realität). Wieviel Gewinn der Supermarkt bekommt, kann man sogar auf einer Homepage verfolgen. Wenn ihr so viel Kohle bekommt und ich fast gar nix, dann stell ich mich bei der nächsten Runde also doch wieder blöd an, ätsch!

Work one more shift? YES PLEASE.

CHESTO ist sicher eines dieser Spiele, das sicher in der Gruppe am meisten Spaß macht, und das Voxel-Essen sieht einfach großartig aus! (Tausche Voxel-Pizza gegen RL-Pizza, kthxbye!) Man kann, ohne sich vorher Anweisungen durchlesen zu müssen, gleich starten und bis man die Handhabung komplett intus hat, kann man herrlich über sich selbst und andere lachen. Und wenn man dann alles so hinbekommt, wie es sein sollte, treibt einen ohnehin der Ehrgeiz an. Wenn man gut in der Zeit ist und alles rechtzeitig scannt, trägt man schließlich dem Gewinn dieses Supermarkt-Konzerns bei – fraglich ist hier nur will man das?

In CHESTO stecken viele kleine, mit viel Herz gefüllte, Details und herrliche Klischées. Dann ertappt man sich beim nächsten Supermarkt-Einkauf zum Beispiel dabei, wie man für sich alleine ungefähr die selben Lebensmittel einkauft wie die Familienmutter im Spiel… Hust.

CHESTO – At the Checkout darf man sich also gern ansehen und runterladen (gleich hier!), und Ausreden gibt es keine – das Spiel gibt’s immerhin für Apple, Linux und Windows. Also ran ans Warenband – und seid beim nächsten Einkauf bitte besonders nett.

CHESTO – At the Checkout
Linux / Mac / Windows
by Josef Who und Broken Rules

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