Die Welt braucht Jedi-Krieger

Zweite Reihe Blockbuster: Warum „Männer die auf Ziegen starren“ ein guter Film ist.
"Jedi-Krieger" Lyn Cassady (George Clooney, links) trainiert seine mentalen Fähigkeiten an einer unschuldigen Ziege (rechts) (Bild: Studiocanal)
„Jedi-Krieger“ Lyn Cassady (George Clooney) trainiert seine mentalen Fähigkeiten an einer unschuldigen Ziege (Bild: Studiocanal)

 

Zweite Reihe Blockbuster: Warum „Männer die auf Ziegen starren“ ein guter Film ist

Man stelle sich vor: Eine Sondereinheit der US-Army, die LSD nimmt, Ziegen mit Blicken tötet und Vermisste über außersinnlicher Wahrnehmung finden soll. Dazu ein Provinzjournalist, der in eines der schwersten Kriegsgebiete reist, die Anfang der 2000er existiert haben, um seiner Ex-Frau zu beweisen, dass er ein Mann ist. Nimmt man dann noch Schauspieler wie Jeff Bridges und George Clooney dazu, ist eigentlich schon fast klar, wer im Regiestuhl sitzt. Die Coen-Brüder natürlich. Doch das tun sie bei Männer, die auf Ziegen starren, nicht. Stattdessen saß ein gewisser Grant Heslov im Regiestuhl, der außer Männer, die auf Ziegen starren, nur einen weiteren Kinofilm als Regisseur drehte: Waiting for Woody, der eine Hommage an Woody Allen ist. Männer, die auf Ziegen starren ist damit der beste Coen-Brüder-Film, an dem die Coens nicht beteiligt waren.

Reporter am Rande des Nervenzusammenbruchs

2002 begeht der Journalist Bob Wilton (Ewan McGregor) einen folgenschweren Fehler. Um seine Frau, die ihn für seinen Chef verlassen hat, zu beeindrucken, meldet er sich als Journalist für den Irakkrieg an, um die ganz große Story zu schreiben. Die holt ihn in Form des Ex-Soldaten Lyn Cassady (George Clooney) ein, der behauptet, in einem Geheimbattalion gedient zu haben, das den Gegner mit Psi-Kräften in die Schranken weisen sollte. Er war ein Jedi Ritter der New Earth Army, der Bill Django (Jeff Bridges) vorstand. Lyn nimmt Bob einer Eingebung folgend auf eine Mission mit, während der der Journalist an seinem Verstand zu zweifeln beginnt und häufiger nur knapp dem Nervenzusammenbruch entgeht.

Kleinstadt-Reporter Bob Wilton (Ewan McGregor) träumt schon vom Pulitzer-Preis. (Bild: Studiocanal)
Kleinstadt-Reporter Bob Wilton (Ewan McGregor) träumt schon vom Pulitzer-Preis. (Bild: Studiocanal)

Sucht man bei Männer, die auf Ziegen starren nach einem roten Faden, findet man ihn in den surrealen und absurden Situationen, in denen sich Bob Wilton und Lyn Cassady wiederfinden. Die Schlagsahne auf dem absurden Eiscremebecher: Viel von dem, was die beiden erleben, ist wohl so oder so ähnlich auch passiert. Männer, die auf Ziegen starren basiert nämlich auf dem gleichnamigen Sachbuch von Jon Ronson, der sich darin mit den verwegeneren Methoden beschäftigt, mit denen die USA versuchten, den Kalten Krieg zu gewinnen. Psychische Spione? Check. Das Handbuch des 1st Earth Battalions? Check. Der „Predator“ und eine Ziege, die angeblich durch einen Blick gestorben ist? Check. Kennt man den wahren Hintergrund von Männer, die auf Ziegen starren, wird er gleich doppelt so lustig. Außerdem eignet er sich sehr gut für eine Kriegssatire à la Mash oder Good morning, Vietnam, in der der ernste Hintergrund moderner Foltermethoden und der Unmenschlichkeit des Militärkomplexes durch einen General konterkariert werden darf, der so fest daran glaubt, durch Wände gehen zu können, dass er sich regelmäßig eine blutige Stirn holt.

Die New Earth Army lauscht den Weisheiten ihres Ober-Gurus Bill Django (Jeff Bridges). (Bild: Studio Canal)

Kriegssatiere trifft Hippie-Kultur

GDie New Earth Army lauscht den Weisheiten ihres Ober-Gurus Bill Django (Jeff Bridges). (Bild: Studio Canal)rant Heslov musste eigentlich nur noch eine Geschichte um diese ganzen großartigen Armee-Vignetten spinnen und sonst seinen Schauspielern freie Hand lassen. Das klappt auch ganz gut – zeigt aber leider auch, was aus dem Film hätte werden können, wenn jemand mit deutlicherer Signatur auf dem Regiestuhl gesessen hätte. Wie zum Beispiel die Coen-Brüder, die mit dem absonderlichen Thema und dem lakonischen Humor des Films sicher ihren Spaß gehabt hätten. Sie hätten vielleicht auch dafür gesorgt, dass die Satire-Elemente sich besser mit dem abstrusen Humor der Jedi-Ritter-Geschichten vertragen. Trotzdem, hat man Bob und seinen neuen Freund Lyn erst einmal ins Herz geschlossen, lacht und leidet man mit ihnen und weiß am Ende „Ja, die Welt braucht Jedi-Ritter“. Allein dafür, dass George Clooney Obi-Wan-Darsteller Ewan McGregor erklären darf, was das eigentlich ist, so ein Jedi-Ritter, könnte man Grant Heslov knutschen.

Und so entspinnt sich bei Männer, die auf Ziegen starren ein herrliches Spiel großer Schauspieler und verrückter Situationen. Wie viel davon auf echten Experimenten der US-Army basiert? Wer weiß das schon. Viel wichtiger – Ziegen wurden während des Drehs weder verletzt noch getötet. Das ist doch auch schon einmal was.

Männer, die auf Ziegen starren (Men who stare at goats)
Regie: Grant Heslov
Cast: Ewan McGregor, George Clooney, Jeff Brdiges
Verleih: Studiocanal
FSK: 12; Länge: 93 Minuten

More from Sebastian Geiger
Schmetterlingseffekt – Life is Strange
Alles hat ein Ende, auch das Indie-Darling Life is Strange. Dass das...
Read More
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert